Zum Zahnarzt für den Diabetes-Test

Eine interessante Debatte läuft gerade in der amerikanischen Ärzteschaft: Wären nicht die Zahnärzte für viele Screenings die bessere Anlaufstelle als die Allgemeinpraktiker?

, 31. Juli 2015 um 05:00
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Diabetes betrifft auch die Dentisten: Bekanntlich kann Paradontose ein früher Hinweis auf kritische Blutzuckerwerte sein, andererseits stellt die Krankheit eine Herausforderung für die Mundhygiene dar, und grundsätzlich ist es von grosser Bedeutung, dass Zahnärzte informiert sind, ob ein Patient unter Diabetes mellitus leidet. 
Eine interessante Debatte gibt es daher nun in der amerikanischen Ärzteschaft: Wären nicht die Zahnärzte die bessere Anlaufstelle für Diabetes-Screenings? 
Die Idee wurde im April von einem Forscherteam im «American Journal of Public Health» vorgebracht. Und jetzt war die Verlagerung auch am Kongress der US-Endokrinologen ein Thema. 

Labortest auch beim Zahnarzt möglich

Saleh Aldasouqi, ein Endikronologe der Michigan State University, kam am Kongress in Nashville Mitte Mai zum Befund, dass ein 14-Punkte-Fragebogen, ausgefüllt in der Zahnarztpraxis, bereits eine wichtige Grundlage für eine Diabetes-Diagnose abgeben könnte. 
Im Hintergrund steht, dass viele Menschen häufiger beim Zahnarzt als beim Allgemeinpraktiker sind. Und in der Zahnarztpraxis ergäbe sich bereits im Wartezimmer die Möglichkeit, einen Recherchefragebogen zur Diagnose von Diabetes ausfüllen zu lassen. Grundsätzlich könnten die Zahnärzte die Patienten dann bei positiven Werten an den Hausarzt weiterleiten – doch denkbar sei ja auch, den notwendigen HbA1c-Labortest in der Zahnarztpraxis durchzuführen.

Die Grundversicherungs-Problematik

«Ich glaube, die Zahnärzte würden das gern tun, insbesondere wenn sich dafür die entsprechenden Vergütungen der Versicherer aushandeln liessen», sagte Aldasouqi gegenüber dem Fachorgan «Medscape»
Hier – bei der mangelnden Einbindung der Zahnärzte in die Grundversicherung – läge wohl ein Grund, weshalb sich die Idee nicht ganz einfach in die Schweiz übertragen liesse.
In den USA geht man jedenfalls den nächsten Schritt: Der Fachverband der amerikanischen Zahnärzte prüft nun die Idee. Ein Bericht zuhanden des Delegiertenrates soll die Implikationen diverser zusätzlicher Screenings in der Zahnarztpraxis prüfen – inklusive HbA1c. 
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