«Wir kennen die Gründe, man muss jetzt handeln»

Mehr und mehr kantonale Sektionen verlangen Sofortmassnahmen zur Umsetzung der Pflegeinitiative. Kürzlich die Sektion Zürich, jetzt die Sektion Freiburg.

, 12. August 2022 um 09:31
image
Die Freiburger Sektion des Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) wirft dem Kanton vor, die Umsetzung der Pflegeinitiative nicht mit der nötigen Eile umzusetzen. Er kooperiere zu wenig mit den Sozialpartnern. So wird die Sektionspräsidentin Rachel Bouquet in der Liberté mit den Worten zitiert: «Wir sehen keine konkreten Massnahmen».

Bericht soll aufklären

Die Freiburger Gesundheitsdirektion legte Ende Juni in einem Bericht dar, dass die Zahl der Studierenden im ersten Bachelor-Jahr von 2014 bis 2021 um 45 Prozent zugenommen hat - von 112 auf 162 Studierende.
Für Rachel Bouquet ist das nicht genug. «Es gibt zu wenig Praktikumsplätze. Es gibt auch nicht genug Personal, um sich um die Studentinnen zu kümmern», sagt sie der Liberté. Ihre Sorge sei es, dass die Jungen vergrault würden und die Ausbildner überfordert seien.
Ende Jahr soll ein Bericht fertigerstellt sein, der die Gründe für die frühen Abgänge des Pflegepersonals darlegen soll. Die Regierung hatte dafür 30'000 Franken gesprochen. Der Bericht soll darüber Aufschluss geben, welche Massnahmen zu ergreifen sind.

«Wir kennen die Gründe»

«Die Absicht ist gut» sagt Rachel Bourguet,  «aber wir kennen die Gründe schon. Man muss jetzt handeln».
A propos Massnahmen: Vielleicht hilft ein Blick über den Röstigraben. Wie hier zu lesen, publizierte die SBK-Sektion Zürich/Glarus/Schaffhausen eben erst ein Positionspapier mit 20 Massnahmen, die von Kantonen und Gemeinden zu ergreifen seien.
Die Pflegeinitiative, die Ende November 2021 mit 61 Prozent Ja-Stimmen angenommen wurde, ist zwar Bundessache. Der SBK mag bedauern, dass sie nur in  zwei Etappen umgesetzt wird. Doch Arbeitsbedingungen und Entlöhnungen sind in der Zuständigkeit der Kantone, der Pflegeeinrichtungen und der Sozialpartner. Es gibt keinen Grund, auf die Umsetzung des Bundes zu warten. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Die Zukunft der Pflege wird sich verbessern»

Das sagt der GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig im Medinside Kurzinterview.

image

Xund: Startschuss zur Ausbildungsoffensive

Die Zentralschweizer Kantone haben das Bildungszentrum mit der Umsetzung von 11 Projekten beauftragt.

image

Höchstens noch 45-Stunden-Woche für Pflege

Der Bundesrat will fixe Zeitvorgaben im Pflegebereich gesetzlich verankern. Die Spitäler protestieren.

image

Pflege: Ärger über den 8000-Franken-Vergleich

In der Debatte um die Spitalkrise erwähnte der CEO des Kantonsspitals Baden die Pflegelöhne als Faktor. Das kam nicht gut an.

image

Bericht: Bundesrat will Arbeitsbedingungen in der Pflege detailliert regeln

Geprüft wird unter anderem eine Spannbreite der Arbeitszeit, eine Ankündigungsfrist für Dienstpläne oder mehr Geld für Kurzfrist-Einsätze.

image

Pflegeberufe sind besser, als man draussen meint

Eine Studie zeigt: Pflegende finden ihren Beruf attraktiver als die Durchschnitts-Bevölkerung. Es dürfte sich also lohnen, allgemein besser über die Chancen der Pflegeberufe zu informieren

Vom gleichen Autor

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die abtretende Geschäftsführerin von Palliative.ch, über negative und positive Erlebnisse ihrer fünfeinhalbjährigen Amtszeit.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?