Warum Musik nicht immer die beste Medizin ist

Popmusik zeichnet häufig ein abschreckendes Bild vom Alter. Die Songtexte wirken bedrückend und beeinträchtigen so Seele und Körper, wie Wissenschaftler in einer neuen Studie herausgefunden haben.

, 29. März 2016 um 07:04
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«When I get older losing my hair...»: Der Beatles-Song «When I'm sixty-four» hat zwar eine flotte Melodie, aber der Text ist alles andere als erbauend. Am Ende tönt es fragend und bang: «Will you still need me, will you still feed me when I'm sixty-four.»
Das Bild, das die Beatles vom Alter zeichnen, ist das des körperlichen Zerfalls, der Hilflosigkeit und der Abhängigkeit. Es ist bei weitem nicht der einzige Song, der eine solche Botschaft transportiert. 
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die meisten populären Musikstücke ein abschreckendes Bild vom Alter vermitteln. 

Lauter abwertende Aussagen

Wissenschaftler der Anglia Rusikin University in Cambridge analysierten in einer Studie 76 Songs, deren Texte vom Älterwerden oder Alter handelt. Fast drei Viertel davon enthielten abwertende Aussagen. 
«Die Zahl der Menschen über 60 wird sich vermutlich bis 2050 verdoppeln. Umso wichtiger ist es, dass die Erfahrung des Älterwerdens und das Alter positiv vermittelt werden», sagt Autorin Jacinta Kelly. Die Studie wurde im Fachmagazin «Journal of Advanced Nursing» veröffentlicht. 
Studie
«Representation of age and ageing identities in popular music texts» - Jacinta Kelly et al. - in: «Journal of Advanced Nursing», 2016

Optimistische Einstellung erhöht Lebenserwartung

Das Thema des Älterwerdens wird laut Kelly in den Stücken häufig mit Verfall und Hilflosigkeit in Verbindung gebracht anstatt mit Attraktivität.
Dabei sei hinlänglich erwiesen, dass eine feindliche Haltung gegenüber dem Älterwerden das Risiko für Krankheiten, besonders Herz-Kreislaufkrankheiten, erhöhe. Im Gegensatz dazu könne eine optimistische Haltung die Lebensdauer um fünf bis sieben Jahre erhöhen. 
Die meisten der 76 Titel aus der Songauswahl stammen aus dem englischsprachigen Raum. Für die Jahrzehnte von 1930 bis heute wurden durchschnittlich je neun Titel ausgewählt. 
Das Ergebnis der Auswertung: Nur 21 Musikstücke vermitteln eine positive Stimmung, darunter «Goin' Back» von Dusty Springfield, «Life begins at Forty» von Sophie Tucker oder «Forever Young» von Bob Dylan. Dort heisst es unter anderem: «May your hands always be busy. May your feet always be swift». 

«Feeling Mortal»

Dagegen transportierten 55 ein negatives Bild, in dem ältere Menschen voller Selbstmitleid, Angst oder Einsamkeit beschrieben werden. Nur schon die Titel sprechen Bände: «Feeling Mortal» von Kris Kristofferson, «Because of» von Leonard Cohen oder «All By Myself» von Celine Dion. 
In dem Hit des kanadischen Superstars, der um die Welt ging, heisst es: «When I was young I never needed anyone and making love was just for fun. Those days are gone. Livin' alone I think of all the friends I've known. When I dial the telephone nobody's home. All by myself».

Massenmedien sollten das Thema Altern positiv angehen

Die Musik ist gemäss den Verfassern der Studie ein Spiegel der Gesellschaft. Sie zeigt, wie ältere Menschen trotz ihrer Fülle an Erfahrungen marginalisiert werden. Auch für Ärzte und Pflegepersonal sei es problematisch, dass das Thema des Alterns in den Massenmedien negativ behandelt werde. 
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