Warum angehende Chirurgen mehr mit Playmobil spielen sollten

Schneiden, Sägen, Nähen: Medizinische Fakultäten stellen einen deutlichen Rückgang der Geschicklichkeit fest. Die Gründe und die Lösungen.

, 6. Juni 2019 um 07:38
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Für Kinder ist es wahrscheinlich effektiver, vermehrt mit Bauklötzen, Lego-Steinen und Playmobil zu spielen. Denn das Wischen und Touchen auf Smartphones und Tablets hat auch negativen Seiten – besonders auch für angehende Chirurgen.
Immer mehr medizinische Fakultäten in den Vereinigten Staaten und in Grossbritannien stellen nämlich einen deutlichen Rückgang der manuellen Geschicklichkeit ihrer Studierenden fest. Dies zeigten Berichte aus der Chirurgie.

«Probleme mit allem Praktischen»

«Die Noten sind tadellos, doch wenn es um Schneiden mit Skalpell oder der Umgang mit der Knochensäge geht, wird es problematisch», sagt Chirurgieprofessor Roger Kneebone vom Imperial College in London. Dies mache sich auch beim Verarzten von Wunden bemerkbar.
Als möglicher Grund vermutet Kneebone Tablets und Smartphones: Displays und Touchscreens vermitteln keinerlei physisches Feedback für die Finger. Anders als Gegenstände. Und das wiederum habe schlechte Auswirkungen auf unsere Fingerfertigkeit, die sogenannte Dexterität.

Eltern und Schulen in der Pflicht

Eltern sollten ihren Kindern deshalb nahelegen, sich weiterhin physisch zu beschäftigen, so der Vorschlag der Experten. Das könne alltägliche Tätigkeiten sein, wie das Kochen, das Erlernen eines Musikinstrumentes oder einfach nur Basteln.
Auch Kindergärten und Schulen sollten verstärkt darauf achten, dass die Kinder ihre Fingerfertigkeit und Feinmotorik stärken. Sonst könnte es irgendwann mal vielleicht kritisch um die Chirurgie stehen.

Parallele zum Skifahren 

«Je früher Kinder anfangen, eine körperliche, repetitive Aufgabe zu erledigen, desto verwurzelter und instinktiver wird die motorische Fähigkeit», sagt auch Robert Spetzler, ehemaliger Präsident und Geschäftsführer des Barrow Neurological Institute in Phoenix. Als Beispiel nennt er das Skifahren: Diese Eleganz, die man in jungen Jahren erlerne, könne ein Skifahren lernender Erwachsener nie erreichen.
Was einen Chirurgen ausmacht, ist die Praxis. Auch Apps auf Smartphone und Tablet könnten praktischen Übungen nicht ersetzen. Sollte diese Entwicklung nicht aufgehalten werden, müsste die Chirurgie in einigen Jahren vielleicht ganz auf Roboter umsteigen müssen.
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