Chirurgen «verschwenden» Produkte im Wert von 1'000 Franken

Eine kleine Studie aus der Neurologie-Abteilung am Unispital Kalifornien zeigt: Im Schnitt gibt das Spital über 10 Prozent der gesamten Op-Kosten für ungenutzte oder verschwendete Produkte aus.

, 8. September 2016 um 13:00
image
  • forschung
  • chirurgie
  • gesundheitskosten
Forscher am Universitätsspital Kalifornien in San Francisco (UCSF) wollten dem Abfall nach einer Operation ein Preisschild verpassen. Sie beobachteten deshalb über ein Dutzend Chirurgen bei insgesamt fast 60 neurochirurgischen Eingriffen.
Ihr Fazit: Das Spital könnte pro Jahr umgerechnet rund 3 Millionen Franken einsparen. Denn im Durchschnitt wurden medizinische Einweg-Produkte im Wert von rund 1'000 Franken «verschwendet», wie die Wissenschaftler berechneten. Der Anteil betrug jeweils etwa 13 Prozent der gesamten operativen Kosten. 

Keine Korrelation erkennbar! 

Am häufigsten waren relativ günstige Produkte: Schwämme, Tücher, Handschuhe oder Nähte. Aber auch teure Gegenstände wie 4’000 Franken teure «Surgifoam» oder Schrauben und Dichtstoffe. Denn sind diese einmal geöffnet, müssen sie entsorgt werden.
Die Studie zeigte zudem, dass es bei Tumoroperationen zu viel mehr Abfall kommt als etwa bei einer Wirbelsäule-OP. Und es gebe schliesslich auch grosse Unterschiede zwischen Chirurgen, heisst es weiter; eine Korrelation konnten die Autoren allerdings nicht erkennen. Und: Erfahrene Chirurgen waren übrigens nicht unbedingt sparsamer.

Jetzt gibt's eine Rangliste

Der Grund für den Abfall erklärt James Yoon, einer der Autoren, wie folgt: «Wir versuchen bei Operationen optimal vorbereitet zu sein. Aber es gibt eine Menge Dinge, die wir nicht vorhersehen können. Und genau dort kommt es zu Abfall», sagt er der Plattform «Modern Healthcare».
Aus der im Fachmagazin «Journal of Neurosurgery» publizierten Studie hat das Spital nun Massnahmen ergriffen. Das UCSF erstellt für die Neurochirurgie, orthopädische Chirurgie und HNO eine monatliche Rangliste. Dort ist ersichtlich, wieviel Abfall-Kosten der jeweilige Chirurg im Vergleich zu anderen Chirurgen bei der gleichen OP verursacht.
Corinna C. Zygourakis,  Seungwon Yoon, Victoria Valencia, Christy Boscardin, Christopher Moriates, Ralph Gonzales, Michael T. Lawton: «Operating room waste: disposable supply utilization in neurosurgical procedures», in: «Journal of Neurosurgery».
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

image
Gastbeitrag von Bettina Balmer, Fabian Kraxner und Belinda Nazan Walpoth

Und jetzt: Digitalisierung, Ambulantisierung, weniger Bürokratie

Die Kostenbremse-Initiative ist zurecht gescheitert. Sie bot kein konkretes Rezept, um die Gesundheitsausgaben zu bremsen.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

Neues Prognosemodell weist auf Risiko für Opioidabhängigkeit hin

Unter der Leitung von Maria Wertli (KSB) und Ulrike Held (USZ) haben Forschende der ETH Zürich und der Helsana ein Modell zur Risikoeinschätzung einer Opioidabhängigkeit entwickelt.

image

Hirntumor-Risiko für Kinder: Entwarnung

Schuld könnten die kleinen Fallzahlen sein: Dass Kinder im Berner Seeland und im Zürcher Weinland mehr Hirntumore haben, ist wohl das Zufalls-Ergebnis einer Studie.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.