Health-Apps: Die grosse Mehrheit der Nutzer bricht rasch ab

Gesundheits-Apps verlieren nach wenigen Wochen zwei Drittel ihrer Nutzer. Dies zeigt eine aktuelle Online-Befragung. Daraus geht auch hervor: Drei Viertel der User besprechen die App-Empfehlungen mit ihrem Arzt.

, 5. Mai 2017 um 04:00
image
  • e-health
  • praxis
  • trends
Weniger als einer von drei Health-Nutzer im deutschsprachigen Raum verwendet seine neue Gesundheits-App nach ein paar Wochen noch. Dies besagt der aktuelle «EPatient Survey 2017», jährlich durchgeführt von der Forschungs- und Beratungsfirma EPatient RSD
Das Unternehmen aus Berlin befragte dazu im Frühling 11’000 Anwender in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Ergebnis bestätige internationale Studien, schreibt die Beratungsfirma in einer Mitteilung. 

Zahlungsbereitschaft nimmt zu 

Die Umfrage gibt auch Auskunft über die Nachfrage: Im Trend seien insbesondere Apps zu Themen der Prävention, Diagnose und Therapie. Am stärksten verbreiten sich laut EPatient RSD die Coaching-Apps und die Online-Zweitmeinung. 
Weiter befragte die Firma die Teilnehmer zur Zahlungsbereitschaft für digitale Gesundheitsdienste dieser Art. Fazit: Viel ist da nicht. Die Zahlungsbereitschaft nehme auf geringem Niveau seit wenigen Jahren leicht zu, so das Ergebnis. 

Der Arzt geht vor

Die Resultate der über 8’400 App-Evaluationen zeigten auch: Bedienungsfreundlichkeit und Motivation sind wichtige Kriterien dafür, dass die Apps genutzt werden. Nur wenn Apps sich interaktiv und selbstlernend an den Patienten und seine Bedürfnisse anpassen, schaffen sie laut der Beratungsfirma einen Nutzen.
Ausserdem seien an die 70 Prozent der befragten Gesundheits-Surfer bereit, ihre Vitaldaten mit Arzt und Klinik zu teilen.
Die App ersetzt den Arzt aber nicht: Drei Viertel der Patienten besprechen der Umfrage zufolge die App-Empfehlungen mit ihrem Arzt, selbst wenn die App eine «andere Therapie vorschlägt».
image
Auswirkungen einer Therapieempfehlung (Bild: EPatient RSD)

Weitere Resultate des «EPatient Survey 2017»:


  • Try and Error beliebt: Jeder dritte Teilnehmer testete mehr als eine App aus, um seine Ideal-App zu finden. Chronische Patienten scheinen hier aktiver zu sein. Zwei von drei App-Nutzern kamen mit der anfänglichen Bedienung gut bis einigermassen gut zurecht. Fast jeder achte brauchte dazu externe Hilfe von dritten.
  • Markt schlägt Wissenschaft: Die von den Teilnehmern abgefragten App-Produktenamen zeigen: Evaluierte gute Therapie-Apps (z.B. für Asthma, Depressionen, Herz und Kreislauf) haben ihre Zielgruppe im Markt gegenüber den Mainstream-Angeboten noch nicht ausreichend gefunden. 
  • Big-Data Nutzen für Forschung: An die 70 Prozent der App-Nutzer sind bereit ihre persönlichen Vital- und Krankheitsdaten zu Forschungszwecken zu spenden. Kliniken und Ärzte würden die Befragten dabei eher Datenzugang gewähren als den Krankenversicherern.



Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Zürcher Ärzte warnen: Notfall-Versorgung gefährdet

Die kantonale Ärztegesellschaft ruft die Versicherer auf, auf die Rückforderung von Notfall-Inkonvenienz-Pauschalen zu verzichten.

image

Behördenvorgaben: Ärzte beklagen überflüssigen Aufwand

Mehr Arbeitszeit für Dokumentation, weniger ärztliche Arbeitszeit bei den Patienten: Dieser Trend setzte sich auch im letzten Jahr fort.

image

Weniger Schlaganfälle dank dem schlauen Auto

Deutsche Wissenschaftler verwandeln das Automobil in ein Diagnose-Vehikel.

image

Palliative Care: Zeigen, was ist

Die Stiftung Palliaviva macht in einem Foto-Projekt die Realität von Palliative Care sichtbar – damit die Öffentlichkeit besser für die Betreuungsarbeit sensibilisiert wird.

image

Plädoyer für die Teilzeit-Krankschreibung

Es sei überholt, dass man nur ganz krank oder gar nicht krank sein kann, findet der oberste Arzt Deutschlands.

image

Ambulante Pauschalen: Chirurgen verlangen mehr Mitsprache

Die FMCH kritisiert, dass der Input der Spezialärzte in der OAAT zuwenig beachtet wurde. Und sie bietet an, bei der Überarbeitung der Pauschalen stärker mitzuwirken.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.