Suva verhindert 12,6 Millionen Versicherungsbetrug

Unter den «schwarzen Schafen» sind nebst betrügerischen verunfallten Personen und Unternehmen vereinzelt auch Ärzte und Spitäler.

, 20. September 2021 um 07:34
image
  • suva
  • versicherer
  • ärzte
  • spital
 Im Jahr 2020 hat die Suva von gut 222'000 Fällen, bei denen ein Taggeld oder eine Rente ausbezahlt wurde, 2236 Verdachtsfälle untersucht (plus 23,6 Prozent). Die Anzahl der abgeschlossenen Fälle mit bestätigtem Verdacht beliefen sich auf 478 Fälle gegenüber 520 Fällen im Vorjahr. Insgesamt konnten 12,6 Mio. Franken an ungerechtfertigten Leistungsbezügen verhindert werden. Die Einsparungen liegen damit unter dem Vorjahresniveau (2019: 17,1 Millionen Franken). 
Die Ursache für den Rückgang liegt gemäss der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt in den erschwerten Rahmenbedingungen durch die Covid-Pandemie, «wodurch Abklärungen teilweise schwieriger oder unmöglich waren». Der durchschnittlich eingesparte Betrag pro Fall betrug 26'360 Franken (2019: 34 700 Franken). Observationen fanden keine statt. Seit der Einführung der Missbrauchsbekämpfung im Jahr 2007 konnten insgesamt über 194 Millionen Franken an ungerechtfertigten Zahlungen verhindert werden.

Ärzte und Spitäler unter den schwarzen Schafen

Versicherungsmissbrauch findet auf verschiedenen Ebenen statt: «Während noch bis vor wenigen Jahre das Bild des klassischen Versicherungsbetrügers dominierte, der durch falsche oder fehlende Angaben Leistungen erschleicht, sehen wir uns vermehrt mit neuen Betrugsmustern konfrontiert», lässt sich Roger Bolt, Leiter Bekämpfung Versicherungsmissbrauch bei der Suva, im Communiqué zitieren.
Dies bettreffe unter anderem auch einen kleinen, aber aktiven Teil von Leistungserbringern (Ärzte, Spitäler etc.), die absichtlich ungenau oder falsch abrechnen würden, um mehr Leistungen zu erhalten. So würden beispielsweise Behandlungen oder Hilfsmittel als ambulante Leistungen vor oder nach einem Spitalaufenthalt verrechnet, obwohl sie stationär erbracht wurden. 
«Oder es werden fiktive Stunden und Leistungen abgerechnet, wie im Fall eines betrügerischen Arztes, der neben korrekt eingereichten Rechnungen viele gefälschte Dokumente anfertigte», schreibt die Suva. «So rechnete er täglich mehr als 24 Arbeitsstunden ab und stellte Rechnungen an Tagen aus, wo er nachweislich in den Ferien war.» Der Gesamtschaden für alle betroffenen Kranken- und Unfallversicherer belaufe sich auf über 2,7 Millionen Franken. Dies schade nicht nur den ehrlichen Prämienzahlern, sondern dem ganzen Schweizer Gesundheitssystem.

Überwiegende Mehrheit sei ehrlich

«Die überwiegende Mehrheit aller Ärztinnen und Ärzte, Spitäler sowie Therapeutinnen und Therapeuten rechnen korrekt ab», hält Roger Bolt fest. «Sie leisten einen hervorragenden Job unter oft nicht einfachen Bedingungen. Es ist deshalb wichtig, dass wir die Personen finden, die die Prämiengelder unserer Versicherten missbrauchen. Das kommt nicht nur unseren Versicherten zugute, sondern auch allen ehrlichen Leistungserbringern, die so vorurteilsfrei praktizieren können». 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Curafutura: Marco Romano folgt auf Sandra Laubscher

Der ehemalige Mitte-Nationalrat wird Leiter Gesundheitspolitik und Mitglied der Geschäftsleitung.

image

Versicherer bietet allen Kunden Gen-Tests an

Beim US-Konzern Mass Mutual können alle Versicherten zwischen 35 und 70 ihr genetisches Risiko für acht Erkrankungen prüfen lassen.

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.