Studie zeigt: Virtual Reality ist ein Schmerzmittel

Damit eröffnen sich neue Chancen, den Medikamenteneinsatz durch digitale Ablenkungen zu senken oder abzulösen.

, 6. April 2017 um 08:00
image
  • trends
  • palliativmedizin
Die Schmerzen von Spitalpatienten können signifikant – und signifikant besser – gesenkt werden, indem man die Menschen in eine künstliche neue Realität auftauchen lässt. Dies besagte ein Test, bei dem Mediziner des Cedars-Sinai Medical Center zwei Gruppen bildeten: 

  • Auf der einen Seite erhielten 50 Schmerzpatienten eine VR-Brille, konkret ein «Samsung Gear Oculus VR»-Set. Durch dieses konnten sie gewisse beruhigende Erlebnisse durchmachen – etwa einen Tauchgang mit Walen oder Helikopterflug über schöne isländische Landschaften. Laut den Angaben dieser Patienten war der Schmerz dabei im statistischen Schnitt um 24 Prozent tiefer.
  • Die anderen 50 Patienten sahen einen zweidimensionalen Film, wo ebenfalls entspannende Naturszenen zu beobachten waren, begleitet von beruhigender Musik. Die Ablenkung zeigte auch hier ihre Wirkung, im Schnitt besagten die Angaben der Patienten, dass der Schmerz um 13 Prozent gesenkt worden war.

Dabei ging es um ein nennenswertes Ausmass an Pein: Alle untersuchten Patienten litten unter Schmerzen, die auf der Skala über 3 lagen.

«Effiziente Zusatztherapie»

«Die Resultate deuten an, dass Künstliche Realität eine effiziente und sichere Zusatztherapie für das Schmerzmanagement im akutstationären Bereich sind», lautet ein Fazit der Autoren aus Kalifornien. Und dadurch erhielten Ärzte wie Patienten mehr Möglichkeiten – über den Medikamenteneinsatz hinaus.
Die umfassende Ablenkung der Artificial Reality dürfte hier wirksam sein, vermutet der Studienleiter, Gastroenterologe Brennan Spiegel: Wenn der Mensch durch eine sehr immersive Erfahrung abgelenkt wird, nimmt er andere Stimuli schwächer war, auch den Schmerz. «Wir glauben, dass Virtuelle Realität die Sinne kidnappt – aber auf gute Art», sagte Spiegel gegenüber dem Fachorgan «National Pain Report»
image
«Ich möchte noch einmal…»: Wie ein Hospiz mit VR Wünsche wahr werden lässt
Wenn der Tod naht, möchten viele Menschen irgendetwas noch einmal erleben. Ein Hospiz in London will es ermöglichen, so gut es geht. Mit der AI-Brille können die Patienten des Trinity Hospice in Clapham beispielsweise noch einmal das Meer sehen – oder zurück an Orte ihrer Jugend.

Hier ein TV-Beitrag von «BBC One» darüber (Dauer: 8 Minuten)

Erste Eindrücke gibt es direkt hier:


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Luzern: Ende des Ärzte- und Pflegemangels in Sicht?

Im vergangenen Jahr wurden 10 Prozent mehr Bewilligungen für Gesundheitsberufe erteilt.

image

Erfolg für Jungunternehmen im Biotech- und Medtech-Bereich

Viele Start-Up-Unternehmen hatten letztes Jahr grosse Mühe, Investoren zu finden. Biotech und Medtech gehörten aber zu den Gewinnern.

image

Die Menschen fühlen sich so gesund wie vor Corona

Die Covid-Turbulenzen konnten der gesundheitlichen Selbstsicherheit von Herrn und Frau Schweizer wenig anhaben: Dies besagen neue Daten.

image

Immer mehr Pillen – und immer mehr Komplementär-Medizin

Der Gebrauch von Schmerzmitteln hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt. Der Gebrauch von Physiotherapie ebenfalls. Und so weiter.

image

Erste Transplantation mit«DaVinci-Xi-System» am Kantonsspital St. Gallen

Erstmals wurde am KSSG die Niere eines Lebendspenders mit Hilfe chirurgischer Robotik entnommen.

image

Effizienz durch digitale Prozesse

Schwarzwald-Baar Klinikum meistert Hürden der Anbindung von HYDMedia an das LE-Portal

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.