Regierung will klammen Spitälern unter die Arme greifen

Ohne Notkredit kann der Betrieb der Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) nicht sichergestellt werden. Ob die Spitäler das millionenschwere Darlehen je werden zurückzahlen können, bleibt indes offen.

, 15. August 2019 um 12:21
image
  • st. gallen
  • spital
  • spitalregion fürstenland toggenburg
Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT) benötigt 12,7 Millionen Franken für die Sicherstellung des Betriebs in den Jahren 2019 bis 2021. Dies teilt der Kanton St. Gallen am Donnerstag mit. Dieser Schritt war so erwartet worden, wie auch Medinside berichtete. 
Gemäss Liquiditätsplanung benötigt die Spitalregion mit den beiden Spitälern Wattwil und Wil bis Ende des laufenden Jahres rund 6,6 Millionen Franken, bis Ende 2020 weitere 3,1 Millionen Franken – und bis Ende des Jahres 2021 zusätzliche 3 Millionen Franken. Dies, um den laufenden Verpflichtungen nachzukommen.

Zahlungsfähigkeit kurzfristig sichern

Ohne finanzielle Unterstützung wäre die SRFT zahlungsunfähig, wie die Regierung in der Mitteilung schreibt. Der Betrieb und die medizinische Versorgung wären akut gefährdet. Der Kantonsrat müsse dem Darlehen aber noch zustimmen, weil die Rückzahlbarkeit nicht gesichert sei.
Mit dem Notkredit, der Kanton schreibt von Übergangsfinanzierung, wolle die Regierung die Zahlungsfähigkeit der SRFT kurzfristig sichern und Handlungsspielraum schaffen. Handlungsspielraum, damit die «notwendigen strukturellen Bereinigungen des Regierungsprojekts vorbereitet und umgesetzt werden können».

Darlehen statt à-fonds-perdu-Beitrag

Der Verwaltungsrat der Spitalverbunde beantragte bei der Regierung im Juli 2019 ursprünglich einen à-fonds-perdu-Beitrag von 12,7 Millionen Franken für die Jahre 2019 bis 2021 beziehungsweise von 9,7 Millionen Franken für die Jahre 2019 und 2020.
Dieser «verlorene Beitrag» hätte aber bedeutet, dass der Staat im vornherein auf die Rückzahlung der Gelder verzichtet hätte. Die Regierung sieht indessen nun aber vor, die erforderliche Liquidität in Form eines Darlehens bereitzustellen.

Darlehen wird wertberichtigt

Angesichts der bestehenden Unsicherheiten bezüglich der Rückzahlung des Darlehens soll das Darlehen aber zu Lasten der Erfolgsrechnung 2019 wertberichtigt werden, wie der Kanton in der Mitteilung weiter schreibt. 
Die Spitalregion Fürstenland Toggenburg steckt seit einigen Jahren finanziell in der Krise. Die Aussichten für die kommenden Jahre sind schlecht. Für das laufende Jahr rechnet die SRFT mit einem Defizit von rund 6,7 Millionen Franken. Im Jahr 2018 verzeichnete sie einen unerwartet hohen Verlust von rund 6 Millionen Franken.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

image

Barbara Nietlispach wird Chefärztin im Wallis

Die Klinik Frau–Kind des Spitalzentrums Oberwallis (SZO) stellt sich neu auf und geht eine neue Kooperation ein.

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.