Zu wenig Ergo-Therapeutinnen – zu wenig Physio-Therapeuten. Der enge
Personalmarkt im Gesundheitswesen verlangt nach Alternativen. Diesem Problem entgegnet das Schweizer Paraplegiker- Zentrum in Nottwil
(SPZ) nun mit dem Pilotprojekt
«Reha-Therapeutin / Reha-Therapeut».
Erfahrene Physio- und Ergo-Therapeutinnen – mit fünf Jahren Erfahrung – sollen neu im Querschnittsbereich zwischen diesen beiden Berufen eingesetzt werden. «Wir haben festgestellt, dass viele Tätigkeiten fliessend sind», sagt Diana Sigrist-Nix zu Medinside. Sie leitet die Rehabilitation beim SPZ.
Nottwiler Modell soll Schule machen
Für die Fachkräfte am Paraplegiker-Zentrum halte das neue Modell die Attraktivität des Arbeitsplatzes hoch und biete Möglichkeit, sich zu verändern – ihren beruflichen Horizont zu erweitern, fügt Sigrist-Nix hinzu.
Im Mai startet das Pilotprojekt mit über einer Handvoll Therapeuten. Die Schulung beträgt rund zwei Stunden pro Woche und wird auf den individuellen Bedarf des jeweiligen Therapeuten ausgerichtet. Auch wird dieser von einer zuständigen Fachperson begleitet. Dauer: zwei bis sechs Monate.
Im Herbst sollen die ersten Erfahrungsberichte vorliegen. Ziel ist es, das neue Berufsprofil zu «institutionalisieren» – in Zusammenarbeit mit einer Bildungsstätte, wie die Leiterin Rehabilitation erklärt.
«Ängste bei den Mitarbeitenden abbauen»
Das neue Berufsmodell hat bei den Therapeutinnen und Therapeuten anfangs für Widerstand und Ängste gesorgt. Viele befürchteten, die Berufsidentität gehe verloren. Auch sei die unterschiedliche Sprache zwischen Ergo und Physio zum Teil ein Hindernis, so Sigrist-Nix.
Diese Hürden gilt es nun ganz aus dem Weg zu räumen. Denn für die Leiterin Rehabilitation beim SPZ ist klar: Das neue Berufsmodell ist eine Arbeitsbereicherung und führt zu mehr Kompetenz – und dadurch zu einer interessanteren und verantwortungsvolleren Tätigkeit.
«Patient steht im Vordergrund»
Die Reha-Therapeutin oder der Reha-Therapeut helfe, isolierte Tätigkeiten am Patienten zu vermeiden und alle Aktivitäten zielorientiert gemäss den Bedürfnissen des Betroffenen zu gestalten. Dies ist laut Sigrist-Nix ganz im Sinne des Patienten, der für sie mit dem neuen Berufsprofil noch verstärkt im Vordergrund steht.