Spitäler fordern: Sistiert den Tarmed-Eingriff!

15 öffentliche Häuser gründen eine Interessengruppe, welche Alain Bersets Tarifprojekt bekämpfen will. Ein Hauptargument: Der Wechsel von stationär zu ambulant würde erschwert.

, 14. Juli 2017 um 15:15
image
  • tarmed
  • spital
  • praxis
Die Vernehmlassung zum Tarmed-Eingriff ist beendet, aber der Kampf geht weiter. Jetzt haben auch diverse öffentliche Spitäler und Kliniken eine Interessengemeinschaft gegründet, die sich gegen die Tarifpläne des Bundesrats richtet; dies nachdem bereits die Ärzte im Juni solch eine Ad-hoc-Lobbyorganisation aufstarteten, über die Fachgesellschaften hinaus.
Konkret wenden sich jetzt 15 Spitäler gemeinsam an den Bundesrat und fordern, die geplante Tarmed-Revision zu sistieren.
«Der vorgesehene ambulante Tarif wirft die Spitalmedizin zurück, setzt fatale Leistungsgrenzen und gefährdet so die zeitgemässe Behandlung von Patienten», schreibt die Interessengemeinschaft «Interdisziplinär und überparteilich für einen leistungsstarken Gesundheitsstandort».

«Nicht bewältigbar»

Der von Bundesrat Alain Berset vorgeschlagene Tarif schaffe Fehlanreize, welche sich gegenseitig verschärfen; und er verkenne, dass der Trend zu mehr ambulanten Behandlungen von den Spitälern massive Umstellungen verlangt. «Diese wären bei gleichzeitigem Inkrafttreten eines rein sparpolitisch ausgerichteten Tarifs gerade für öffentliche Spitäler nicht bewältigbar.»
Die einseitige Sparlogik führe dazu, dass sinnvolle medizinische Behandlungen nicht mehr kostendeckend erbracht werden können, argumentieren die Initianten weiter. Am härtesten würden die Schwächsten getroffen: Kinder, ältere Menschen, psychisch Kranke, Notfallpatienten.
Und ganz grundsätzlich beschränke sich das vorgeschlagene Tarmed-Paket auf «punktuelle Reduktionen innerhalb einer konzeptionell veralteten Tarifstruktur».

Wie weiter?

Statt gleich den ganzen Tarif zu diktieren, solle der Bund  übergeordnete gesundheitspolitische Vorgaben als Basis für Neuverhandlungen erlassen: Dies ein Gegenvorschlag der Spitäler. Zudem wäre es sinnvoll, für die Neuordnung des ambulanten Tarifs Erkenntnisse aus dem DRG-System zu berücksichtigen.
«Ein Tariferlass durch den Bundesrat muss die Ultima Ratio bleiben», schreibt die Interessengemeinschaft. Und so sei der bisherige ambulante Tarif «im Übergang» weiterzuführen.
Die Aktion hat einen Schwerpunkt in der Zentralschweiz. Unterzeichnet wurde die Eingabe an den Bundesrat von den Direktoren von:

  • Kantonsspital Glarus
  • Luzerner Kantonsspital
  • Kantonsspital Nidwalden
  • Kantonsspital Obwalden
  • Kantonsspital Schwyz
  • Kantonsspital Uri
  • Kantonsspital Zug
  • Klinik Meissenberg
  • Klinik Adelheid
  • Spital Einsiedeln
  • Spital Thurgau
  • Seeklinik Brunnen
  • Schweizer Paraplegiker-Zentrum
  • Luzerner Psychiatrie
  • Psychiatrische Klinik Zugersee.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Deutschland: «Wir haben 50’000 Ärzte zuwenig ausgebildet»

Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor einer ganz schwierigen Versorgungslage: «Das kann man sich noch gar nicht richtig vorstellen.»

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.