Zürcher Test sagt schweren Covid-Verlauf voraus

Forschende der Uni Zürich haben einen wichtigen Biomarker identifiziert. Dieser ermöglicht bei Spitaleintritt eine zuverlässige Prognose für schwere Verläufe von Covid-19.

, 6. Mai 2021 um 09:23
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Burkhard Becher, Professor am Institut für Experimentelle Immunologie der Universität Zürich.
Neu kann bereits am Tag der Aufnahme ins Spital bestimmt werden, ob es bei Covid-19-Erkrankten zu einem schweren Krankheitsverlauf kommt – oder nicht. Forscher um Burkhard Becher von der Uni Zürich (UZH) haben den ersten Biomarker identifiziert, mit dem sich das Risiko für einen schweren Verlauf voraussagen lässt. 
Durch die Bestimmung der Anzahl der natürlichen «Killer-T-Zellen» im Blut kann ein schwerer, lebensgefährlicher Covid-19-Verlauf «mit hoher Sicherheit» vorhergesagt werden. Und das bereits am Tag der Aufnahme ins Spital, wie Professor Becher sagt. Die Zellen sind eine Klasse der weissen Blutzellen und ein Teil der frühen Immunabwehr.

Neue Therapien erforschen

Der neue Nachweistest hilft zu entscheiden, welche Organisations- und Therapiemassnahmen bei einem Covid-19-Patienten ergriffen werden müssen: Verlegung auf die Intensivstation, Häufigkeit der Sauerstoffsättigungs-Messungen oder Therapie und Behandlungsstart. Mehr noch: Die Resultate ermöglichen es auch, neue Therapien gegen Covid-19 zu erforschen.
Die meisten Menschen, die sich mit Sars-Cov-2 infizieren, erkranken nicht oder nicht gravierend. Ein Teil der Patientinnen und Patienten hingegen entwickelt einen sehr schweren, lebensgefährlichen Krankheitsverlauf. Sie müssen medizinisch intensiv betreut und künstlich beatmet werden. Für Betroffene endet die Infektion oft tödlich oder führt zu erheblichen gesundheitlichen Langzeitfolgen.

Zytometrie und Algorithmen

Ursache für die rapide Verschlechterung von Covid-19-Patienten ist eine überschiessende Antwort des Immunsystems. «Die enorme Produktion von Botenstoffen, Zytokinsturm genannt, verursacht eine massive Entzündungsreaktion im Körper. Immunzellen wandern massenweise in die Lunge ein, wo sie den Gasaustausch stören», sagt Burkhard Becher. Zur Bestimmung der Abwehrzellen und Zytokine in den Patientenproben nutzten die UZH-Forschenden die hochdimensionale Zytometrie. Damit können Eiweisse auf der Oberfläche und im Zellinneren von Millionen von Zellen gleichzeitig und auf Einzelzell-Ebene bestimmt und anschliessend durch Computeralgorithmen verarbeitet werden.
  • Mehr/Quellen: «Biomarker erkennt frühzeitig schwere COVID-19-Verläufe»
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