OTC-Schmerzmittel: Weshalb Mediziner ihre Patienten erziehen sollten
Patienten verschweigen häufig, dass sie sich selbst mit frei verkäuflichen Schmerzmitteln behandeln. Eine neue Studie zeigt, womit die Ärzte rechnen müssen.
, 27. Januar 2016 um 07:00Keine Kenntnisse der Inhaltsstoffe
Die gröbsten Fehler
- Beipackzettel ignoriert: Zwei Drittel der Patienten geben zu, den Beipackzettel nicht vollständig zu lesen. 43 Prozent hielten die Informationen für allgemein und nahmen die Dosis zu sich, die sie für richtig hielten. Mehr als ein Viertel der Patienten erhöhte die vorgeschriebene Dosis, weil sie glaubte, die Mittel wirken dann schneller.
- Medikamenteneinnahme verschwiegen: Die meisten Patienten mit chronischen Schmerzen versuchen, diese selbst zu behandeln – ohne den Arzt zu informieren. Besonders ältere Patienten nehmen an, dass chronische Beschwerden zum Älterwerden gehören. Sie halten es darum nicht für nötig, den Arzt über die Selbstmedikation aufzuklären.
- Symptome einer Überdosis falsch einschätzen: Selbstmedikation mit hohen Dosen von Schmerzmitteln über eine längeren Zeitraum kann zu einer Überdosis mit entsprechenden Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall führen. Die Studie zeigt, dass die Patienten die Symptome der Überdosierung gar nicht mit Einnahme der Schmerzmittel in Verbindung bringen.
- Verschiedene Arzneien mischen: 97 Prozent der Patienten, die frei verkäufliche Schmerzmittel konsumieren, nehmen auch Medikamente gegen verschiedenste andere Erkrankungen wie Allergien oder Erkältungen ein. Dies erhöht das Risiko von gegenteiligen Effekten. Auch die Einnahme von mehreren Produkten mit dem gleichen Wirkstoff hat mehr Nachteile als Vorteile, heisst es in der Studie. Das gleiche gilt für die Kombination von freiverkäuflichen und verschreibungspflichtigen Mitteln.
Was tun? Informieren
Artikel teilen
Loading
Comment
2 x pro Woche
Die steigende Lebenserwartung hat ihren Preis
Eine neue Studie verdeutlicht den erhöhten medizinischen Pflegebedarf vieler alter Menschen vor ihrem Tod. Es ist die erste Studie mit Aussagekraft für die gesamte Bevölkerung.
Was Ärzte und das Pflegepersonal von Spitalclowns lernen können
Clowns in Spitälern muntern vor allem die kleinsten Patienten in Spitälern auf. Aber auch das Gesundheitspersonal kann Fähigkeiten von Clowns in ihrer Arbeit am Spitalbett einsetzen.
«Beim Thema Medikamentenmangel fehlt Führung»
Der Gewinner des Viktor 2022, Enea Martinelli, kämpft seit 20 Jahren gegen die zunehmende Medikamentenknappheit – und ist damit immer wieder Anfeindungen ausgeliefert.
Studie: Fast jede Pflegeperson erlebt sexuelle Belästigung
Laut einer aktuellen Studie erlebt 95,6 Prozent des Pflegepersonals sexuelle Belästigung. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren körperlichen Übergriffen ausgesetzt.
Blasenkrebs: Dank künstlichen Mini-Tumoren soll die Therapie verbessert werden
Berner Forschenden ist es gelungen, künstliche Mini-Blasentumore zu züchten, an denen sich Medikamente besser testen lassen. Damit sollen die personalisierten Therapien verbessert werden.
Neue Ausbildung will Patienten besser einbinden
Patienten als Experten: Ein Ausbildungsprogramm in der Schweiz soll Patienten auf aktive Mitwirkung in medizinischer Forschung vorbereiten.
Vom gleichen Autor
Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden
Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.
Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie
Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.
Spitalfinanzierung erhält gute Noten
Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.