PUKZH: Pfleger-Patientinnen-Beziehung als Tatoo verewigt

Eine Pflegefachperson der Psychiatrischen Universitätsklinik im zürcherischen Rheinau liess sich das Gesicht einer Patientin auf den Oberarm tätowieren – entgegen deren Willen.

, 12. Mai 2016 um 09:00
image
Beziehungen zwischen Patienten und Gesundheitsfachpersonen sind nichts Ungewöhnliches. Doch die Geschichte, die der «Blick» heute aufgegriffen hat, weicht doch eher vom herkömmlichen Muster ab.
Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrischen Universitätsklinik in Rheinau (PUKZH) kam es zu einem Treffen zwischen einer ehemaligen Patientin und einem Pflegefachmann. Immer noch nicht ungewöhnlich.

Patientin will rechtlich vorgehen

Die Ex-Patientin zeigte nach dem zweiten Treffen jedoch kein Interesse mehr. Vor kurzem erhielt sie schliesslich ein Mail von ihrem Verehrer aus der Psychiatrie. Im Anhang schickte der 36-Jährige ein Foto, das ihn mit einem Tatoo zeigt – ihr Gesicht auf dem Oberarm.
Das will die Frau, die wegen Depressionen in der Klinik war, so nicht hinnehmen. Sie überlegt nun, rechtlich gegen ihn vorzugehen. «Ich will, dass er sich das Tattoo so schnell wie möglich entfernen lässt», sagt sie zum «Blick».

Kompliment oder Persönlichkeitsverletzung?

Der Psychiatriepfleger konnte die Aufregung überhaupt nicht verstehen. Sie solle das als Kompliment sehen. «Er hat überhaupt nicht kapiert, warum ich mich so aufrege», sagt sie weiter.
Anders sieht das ihr Anwalt Valentin Landmann: «Wenn man sich das Porträt eines Menschen auf den Körper tätowiert, sollte man diesen um Erlaubnis fragen. Tut man dies nicht, könnte eine ­Persönlichkeitsverletzung vorliegen», so der bekannte Jurist.

Was die Uniklinik dazu sagt

Die Psychiatrische Universitätsklinik PUKZH hat indessen gehandelt. «Das Arbeitsverhältnis wurde inzwischen aufgelöst», wie eine Sprecherin dem Blatt bestätigt. So einen Fall habe es bisher noch nie gegeben. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Bericht: Bundesrat will Arbeitsbedingungen in der Pflege detailliert regeln

Geprüft wird unter anderem eine Spannbreite der Arbeitszeit, eine Ankündigungsfrist für Dienstpläne oder mehr Geld für Kurzfrist-Einsätze.

image
Gastbeitrag von Alessia Schrepfer

Wartet nicht einfach, bis die Politik tätig wird

Es braucht mehr unternehmerisches Denken im Gesundheitswesen – und erst recht im Pflegeberuf.

image

Forensische Psychiatrie: Grösseres Angebot für Straftäter

Peter Wermuth hat die neue Universitätsklinik für Forensische Psychiatrie und Psychologie (FFP) aufgebaut und übernimmt vorerst die Leitung.

image

Psychiatrische Dienste Aargau bündeln Angebot

Ambulatorium, Autismusberatung, Tageszentrum: Zusammen erhalten diese Angebote mehr Räume – was auch mehr Angestellte und mehr Termine ermöglicht.

image

Studie: Wo das Pflegepersonal unzufrieden ist, sterben mehr Patienten

Erstmals wurden Zusammenhänge zwischen den Kündigungsabsichten in der Pflege und der Mortalität im Spital erforscht.

image

Pflegefachfrau als «Jungunternehmerin des Jahres» gewürdigt

Alessia Schrepfer wurde für die Gründung von WeNurse mit dem Women Award des Swiss Economic Forum ausgezeichnet.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.