Palliativmedizin: Besser zu Hause sterben

Im Schnitt leben unheilbare Krebspatienten länger, wenn sie zu Hause sterben können. Dies zeigt eine aktuelle Studie aus Japan.

, 29. März 2016 um 09:21
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  • palliativmedizin
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  • onkologie
Krebspatienten, die zu Hause sterben, haben eine längere mittlere Überlebenszeit als im Spital. Den Beweis für diesen Unterschied liefern japanische Wissenschaftler.
In einer gross angelegten Studie untersuchte das Team um Juni Hamano von der Universität Tsukuba über 2’000 Patienten zwischen September 2012 und April 2014, die an Krebs gestorben sind: 1’600 im Spital und über 400 zu Hause – umgeben von Freunden und Familien.
Die Eckdaten der Studie sind:

  • Hatten Menschen noch zwischen zwei und acht Wochen zu leben, lebte die eine Gruppe zu Hause noch 36 Tage weiter. Im Spital war es im Schnitt nur noch 29 Tage.
  • Hatten Menschen noch weniger als zwei Wochen zu leben, verbrachten sie ihre letzten Stunden und Tage im Schnitt noch 13 Tage zu Hause. Im Spital waren es neun Tage.
  • Bei der Gruppe, die über acht Wochen zu leben hatte, gab es keine Unterschiede in den Überlebensraten.

Offenbar ist es besser für unheilbar kranke Menschen zu Hause zu sterben, folgern die Autoren. Das habe auch wichtige Auswirkungen für die medizinischen Entscheidungsträger.
«Ein Onkologe sollte nicht auf die Palliativmedizin zu Hause verzichten, nur weil weniger medizinische Behandlung zur Verfügung steht», empfiehlt Studienleiter Juni Hamano. 
Jun Hamano et al. «A multicenter cohort study on the survival time of cancer patients dying at home or in hospital: Does place matter?» in: «Cancer», März 2016

Was sind die Gründe?

Ursachen für die kürzere Überlebenszeit in Spitälern könnten laut den Studienautoren unter anderem in der signifikant höheren parenteralen Zufuhr von Flüssigkeit und Antibiotika liegen. Das bedeute, dass eine gewisse Übertherapierung wahrscheinlich sinnlos sei.
So gesehen ist die Sorge von krebskranken Menschen und deren Angehörigen um die Qualität der «Heimhospizversorgung» unberechtigt. 
Die Qualität der medizinischen Versorgung zu Hause spielt also für das Sterben eine eher untergeordnete Rolle. Eine gute «Heimhospizversorgung» kann möglicherweise sogar längeres Überleben verschaffen.

Bedürfnis nach palliativer Betreuung wächst

Die meisten Leute ziehen es vor, zu Hause zu sterben – auch in der Schweiz. Monika Obrist, Geschäftsleiterin des Zürcher Verbands spezialisierter Palliative-Care-Leistungserbringer SPaC, spricht von bis zu 80 Prozent, die zu Hause sterben möchten. 
Doch nur die wenigsten können es. «Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander», sagt sie. Heute seien es nur 20 bis 30 Prozent, die in den eigenen vier Wänden sterben könnten.
Ein Hindernis sei die noch nicht geklärte Finanzierung von spezialisierten ­Pflegeteams, die diesen letzten Wunsch erfüllen. 
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