Dass wir in den nächsten Jahren viel mehr Pflegepersonal benötigen, ist eine Binsenwahrheit. Aber wieviel genau? Und wie gut – oder schlecht – ist das abgedeckt?
Um den Nachwuchs- und Ausbildungsbedarf einzugrenzen, hat das Analysezentrum Obsan für den Kanton Zürich eine Prognose erarbeitet.
Eine wichtige Kennzahl der Studie besagt: Bis 2029 dürften rund 6’000 Pflege- und Betreuungs-Personen mehr benötigt werden als heute. Oder konkreter: Die benötigte Zahl wird von 32’400 (Stand 2019) auf 38’400 (Stand 2029) steigen.
Heruntergebrochen bedeutet dies, dass der durchschnittliche jährliche Nachwuchsbedarf für die Gesundheitsinstitutionen des Kantons Zürich
- auf der Tertiärstufe bei 823 Personen geschätzt wird,
- auf der Sekundärstufe II bei 330 Personen (229 Stufe EFZ — 101 Stufe EBA) und
- in der Kategorie «andere/ohne Ausbildung» bei 239 Personen.
Die Autoren erwähnen in ihrem Paper mehrmals, dass sich im Kanton Zürich dieselben Tendenzen zeigen wie in der Deutschschweiz und der Gesamtschweiz. Dabei stieg der Personalbestand in Pflege und Betreuung in Zürich seit 2012 um +22 Prozent – ein Zuwachs von knapp 6000 Beschäftigten. Das Wachstum in den Spitälern nahm um +15 Prozent zu, in den Alters- und Pflegeheimen betrug der Anstieg +22 Prozent. Am klarsten war die Zunahme mit +47 Prozent beim Spitex-Personal.
Das Obsan-Team entwickelte seine Prognosen aus zahlreichen Variablen – Ausstiegs- und Wechselraten, demographische Entwicklung et cetera. Eine Basis war zum Beispiel, dass der Anteil des Personals im Alter ab 55 Jahren von 2012 und 2019 auf fast allen Ausbildungsniveaus steig. Dies wiederum bedeutet, dass es bis 2029 zu einer Beschleunigung der Pensionierungen kommen wird.
Am Ende zeigte sich, dass der so genannte Deckungsgrad des Nachwuchsbedarfs für den Zeitraum 2019 bis 2029 auf der Tertiärstufe bei 78 Prozent liegen wird – wenn man die im Kanton Zürich ausgebildeten Personen als Basis nimmt; und er wird bei 59 Prozent liegen, wenn man die Personen mit Wohnsitz im Kanton Zürich betrachtet. Dabei liessen die Forscher allerdings eine Variable gleich – die Ausbildungsbemühungen. Basis dieser Lücken-Berechnung war die aktuelle Ausbildungsaktivität.
Auf der Sekundarstufe II dürfte der Deckungsgrad bei 80 Prozent liegen, so die Obsan-Kalkulationen weiter. Es zeigen sich aber grosse Unterschiede nach Ausbildungsstufe: Während auf Stufe EFZ der Bedarf an Nachwuchskräften mit einem Deckungsgrad von 93 Prozent fast vollständig gedeckt wäre, dürfte die Situation auf Stufe EBA mit einem Deckungsgrad von 52 Prozent deutlich angespannter sein.