Nun geht es vorwärts mit der Aufwertung der Pflegeberufe

Die Chancen stehen gut, dass die Schweiz künftig viel mehr Geld in Pflegeberufe investiert. Der Nationalrat will fast eine Milliarde für die Ausbildung ausgeben.

, 18. Dezember 2019 um 10:19
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Der Blick in die Zukunft macht offenbar auch den Politikern Angst: Bis in fünf Jahren braucht es in der Schweiz 25 000 diplomierte Pflegerinnen und Pfleger. Deshalb hat der Nationalrat gestern entschieden, zu investieren – zwar nicht in die Pflegeinitiative, jedoch in Massnahmen, die auch beim Schweizer Berufsverband der Pflegefachpersonen (SBK) gut ankommen.
Einer der wichtigsten Punkte: Die Ausbildungslöhne für angehende Pflegefachpersonen werden steigen. So will man auch mehr Quereinsteiger für eine Pflegeausbildung motivieren. Der Nationalrat hat entschieden, dass der Bund und die Kantone zusammen in den nächsten acht Jahren fast eine Milliarde Franken dafür ausgeben sollen.

Pflegefachpersonen dürfen selber Rechnung stellen

Ausserdem erhalten Pflegefachpersonen künftig das Recht, bestimmte pflegerische Leistungen auch ohne ärztliche Anordnung bei den Kassen in Rechnung zu stellen, etwa die Körperpflege und das Anlegen von Verbänden.
Was dem SBK beim Beschluss des Nationalrats fehlt, ist mehr Geld für die bereits ausgebildeten Berufsleute: Etwa mehr Lohn und Geld für mehr Stellen. «46 Prozent der ausgebildeten Fachpersonen verlassen den Beruf, dies zum Teil schon in sehr jungen Jahren», schreibt der SBK in einer Medienmitteilung.

SBK hofft auf den Ständerat

Deshalb müsste der Bund auch in die Arbeitsbedingungen investieren. Auch mehr Stellen wären nach Ansicht des SBK wichtig, weil dies die Sicherheit der Patienten erhöhen würde. Der SBK hofft nun auf den Ständerat: Er soll die Beschlüsse des Nationalrats übernehmen, aber zusätzlich auch noch Massnahmen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Stellen beschliessen.
Bei sämtlichen Massnahmen, die der Bund beschliesst, ist klar: Sie werden viel Geld kosten. Wieviel es sein wird, ist umstritten. So werden die Pflegekosten in den Heimen steigen. Und auch die Spitex wird teurer werden, wenn gewisse Pflegeleistungen nicht mehr ärztlich verordnet werden müssen. Weil solche Leistungen dann häufiger vorgenommen werden.

Santésuisse-Szenario: Fünf Milliarden Franken mehr pro Jahr

Der Krankenkassenverband Santésuisse rechnet mit einem gigantischen Kostenanstieg, wenn das Pflegepersonal besser gestellt werden sollte: In zehn Jahren werde die Pflege gemäss den Berechnungen des Verbands pro Jahr fünf Milliarden Franken mehr kosten als bisher.
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