Migros und Zur Rose: PharmaSuisse warnt

Der Apothekerverband zweifelt an den Preis-Versprechen des neuen Power-Paares. Und er erwartet grundsätzlich, dass die Rolle der Apotheker neu definiert werden muss.

, 12. Dezember 2016 um 14:54
image
  • medikamente
  • apotheken
  • pharmasuisse
  • migros
  • zur rose
Dass dies eine Reaktion der Apotheker provozieren würde, war absehbar. Gestern gaben Migros und Zur Rose bekannt, gemeinsam bis zu 50 Shop-in-Shop-Apotheken aufziehen zu wollen – also Zur-Rose-Apotheken, die in Migros-Filialen betrieben werden und dort zu Versandhandels-Preisen verkaufen. Dabei, so rechnete das Communiqué gleich vor, dürfte man im Schnitt um 12 Prozent günstiger sein als die Apotheken.
«Medikamente sind keine normalen Konsumgüter», warnt also der Apothekerverband PharmaSuisse in einer heute veröffentlichten Stellungnahme. Folglich dürften «zugunsten der Gewinnmaximierung keine Abstriche bei der Sicherheit der Patienten in Kauf genommen werden», so die Mahnung an Migros und Zur Rose.

«Mit gewissen Vorbehalten»

Man habe das gemeinsame Projekt «mit gewissen Vorbehalten zur Kenntnis genommen», so PharmaSuisse weiter. Gerade zur Rose habe sich ja in der Vergangenheit «wiederholt unlauterer Methoden» bedient, «wie verschiedene Gerichte feststellen mussten». 
Fragen stellt der Apothekerverband denn nun auch zur Ankündigung, deutlich tiefere Preise fordern zu können. Schliesslich sei der Spielraum für weitere Senkungen der Margen beschränkt, so PharmaSuisse-Präsident Fabian Vaucher. Würden Migros und Zur Rose also beim Personal und der Infrastruktur sparen, so sei dies problematisch für die Patientensicherheit. Würden die Shop-in-Shop-Apotheken andererseits quersubventioniert, so sei dies Verstoss gegen das Wettbewerbsrecht.

«Bloss ein neues Verkaufsmodell»

Kurz: Pharmasuisse meldet doch gewisse Zweifel an am angekündigten Tiefpreis-Versprechen. «Was wir jetzt auf dem Tisch haben, ist bloss ein neues Verkaufsmodell», so Vaucher weiter. 
Dies die eine Seite – jene Seite, bei der die Apotheker versuchen, über den gesetzlichen und gesetzgeberischen Hebel neue Entwicklungen abzubremsen.

Apotheke der Zukunft 

PharmaSuisse nimmt das Migros-Rosen-Projekt aber auch zum Anlass, um die grundsätzliche Rolle der Apotheker zu hinterfragen und neue Modelle einzufordern – eine Idee, die bekanntlich auch der Bundesrat verfolgt. Danach sollen sich die Apotheken stärker von einer Verkaufs- zu einer Beobachtungs-, Beratungs- und Koordinationsstelle wandeln.
Diese Erwartung skizziert auch der Verband: Die Apotheker der Zukunft seien keine reinen Anbieter von Heilmitteln mehr. «Wir wollen Patienten beraten, betreuen und begleiten», so Vaucher. Dabei ist auch die interprofessionelle Zusammenarbeit ganz zentral.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Viele neue Krebs-Medikamente haben wenig Nutzen

Besonders enttäuschend erscheinen dabei die Wirkstoffe, die in Europa nach einem beschleunigten Verfahren zugelassen wurden.

image

Der Preisüberwacher fordert tiefere Spitaltarife und offenere Grenzen

Stefan Meierhans präsentiert acht Vorschläge für ein günstigeres Gesundheitswesen.

image

Viktor 2023: «Nur gemeinsam lassen sich Visionen und Lösungen schaffen»

Die Post entwickelt sich zu einem starken Player in der Gesundheitsbranche. Weshalb ihr Engagement für den Viktor bestens dazu passt, erläutert Leiter Branchenlösungen Daniel Vögeli im Interview.

image

Cresomycin: Den Namen muss man sich wohl merken

Jetzt reden sie schon von «Super-Antibiotikum»: Ein Team der Harvard University präsentierte einen Wirkstoff, der zur Waffe gegen multiresistente Bakterien werden könnte.

image

Médecins sans frontières macht mobil gegen Freihandelsvertrag Schweiz—Indien

Die Hilfswerke befürchten Einschränkungen beim Zugang zu günstigen Medikamenten – weltweit.

image

Betroffene mit seltener Krankheit warnen vor QALY-Bewertung

Patienten fürchten, dass ihnen wegen der Messung von «qualitätskorrigierten Lebensjahren» nützliche Behandlungen verweigert werden.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.