«Lohndumping»: Kantonsspital in der Kritik

Gegen eine Auslagerung, die mit Entlassungen und massiven Lohneinbussen verbunden ist, formiert sich Widerstand.

, 13. September 2019 um 08:53
image
  • freiburger spital
  • spital tafers
  • arbeitswelt
  • löhne
Bei den Freiburger Spitäler (HFR) läuft es nicht gut. Nun haben sich unzufriedene Mitarbeitende in einer Petition an das Spitalunternehmen gewandt. Der Grund: Im Spital Tafers, das zu den HFR gehört, sollen die Reinigungskräfte an ein Privatunternehmen- die ISS AG - ausgelagert werden. Das hat der Verwaltungsrat der Spitalgruppe im Sommer entschieden.
Sieben Angestellten verlieren dabei ihre Stelle. Die Betroffenen waren zwar seit Jahren im Unternehmen tätig. Ihre befristeten Verträge seien zuvor immer wieder verlängert worden, anstatt sie in eine Festanstellung umzuwandeln, kritisiert die Gewerkschaft VPOD. 

2000 Franken weniger Lohn?

Und auch die verbleibenden 12 Mitarbeitenden müssen mit massiven Lohneinbussen rechnen: «Die Löhne, die ISS ausbezahlt, liegen 1500 bis 2000 Franken unter den schon niedrigen Löhnen, die das Personal des Hausdienstes in Tafers erhält», schreibt die Gewerkschaft. «Das ist Lohndumping». Das Personal befürchtet zudem, dass dieses Modell auch in anderen Bereichen und Spitälern des HFR zur Anwendung kommen könnte. 
Das Vorgehen des Spitals ist für den VPOD auch deshalb besonders stossend, weil das Personal der öffentlichen Spitalgruppe eigentlich dem Gesetz über das Staats­personal unterstellt ist.

Unterschriften werden gesammelt 

Gegen die Auslagerung an das auf Hauswartung spezialisierte Unternehmen ISS regt sich Widerstand. Der VPOD sammelt Unterschriften für eine Petition. Die Forderung: Die Unterzeichnenden sind gegen die Privatisierung des Hausdienstes des HFR, Standort Tafers und bitten die Spitalleitung, auf ihren Entscheid zurückzukommen. Es geht nicht, dass die Menschen mit den prekärsten Löhnen die Rechnung bezahlen! 

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zuschläge falsch ausbezahlt; dürfen aber behalten werden.

Im Kantonsspital Obwalden gab es ein Gerangel um irrtümlich erstattete Sonntagszuschläge. Doch nun werden die Inkonvenienz-Vergütungen sogar nochmals verbessert.

image

Rehab Basel sucht einen neuen Direktor

Stephan Bachmann verlässt die Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie per Mitte 2025.

image

Deutschland: Klinikverbund testet Exoskelette fürs Pflegepersonal

Die Hilfs- und Stützgeräte sollen auch helfen, den Personalmangel zu mildern.

image

Verschwendetes Potenzial: Der Preis der Bürokratie in den Spitälern

Könnte man den täglichen Papierkram in Medizin und Pflege um nur eine Stunde senken, so würde die Arbeitskraft von über 3000 Ärzten und 9000 Pflege-Profis frei. Eine Rechnung.

image
Kommentar von Thierry Carrel

Machthierarchien gehören der Vergangenheit an

Der Kader-Berater Eric Lippmann sichtet in den Spitälern notorische Führungsmängel. «Ich habe das Gegenteil erlebt», schreibt Thierry Carrel. Eine Replik.

image

Bei einer Spitalpsychologin gilt Corona nicht als Berufskrankheit

In der Pflege liegt der Fall jedoch anders. Dazu liegt nun ein Bundesgerichts-Urteil vor.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.