Kleine Sensation am Zürcher Unispital gelungen

Am Universitätsspital Zürich (USZ) wagte ein Ärzteteam der Gefässchirurgie eine lebensrettende Operation – weltweit und notfallmässig als eine der ersten bei einem Kind.

, 17. September 2019 um 10:42
image
Das Universitätsspital Zürich (USZ) hat einen am Loeys-Dietz-Syndrom leidenden Neunjährigen erfolgreich operiert. Dabei hat ein Ärzteteam der Gefässchirurgie ein grosser Teil der geschädigten Aorta im Bauch vollständig durch eine Gefässprothese ersetzt.
Die lebensrettende Operation durch Klinikdirektor und Gefässspezialist Alexander Zimmermann und seinem Team wurde weltweit und notfallmässig erst drei Mal bei einem Kind durchgeführt, wie das USZ am Dienstag mitteilt. 

René Prêtre beim Eingriff dabei 


Nötig wurden zwei grosse Operationen im Abstand von drei Tagen. Für den ersten Eingriff konnte zusätzlich der renommierte Kinderherzchirurg René Prêtre gewonnen werden, heisst es. 
Der kleine Patient überstand die beiden Eingriffe sehr gut und erholte sich rasch. Nach 26 Tagen konnte er das Spital verlassen und benötigte lediglich eine ambulante Rehabilitation. 
Wenn der verbliebene, nicht ersetzte Teil der Aorta ausreiche, um das zu erwartende Grössenwachstum auszugleichen, sei auch keine weitere Anpassungsoperation mehr nötig, teilt das Unispital weiter mit.  

«Grosse Belastung für alle»

Die Teams von Gefässchirurgie, Anästhesie, Intensivstation und des Kinderspitals haben hervorragend zusammengearbeitet, sagt Alexander Zimmermann vom USZ. «Die zwei Operationen innerhalb kürzester Zeit und die erste kritische Phase danach waren für den Patienten, seine Familie und das ganze Behandlungsteam eine grosse Belastung.» 
Es ist dem Klinikdirektor und Gefässspezialist des Zürcher Unispitals ein Anliegen, den seltenen Fall auch in der Fachwelt bekannt zu machen, damit Kolleginnen und Kollegen und ihre Patienten von seiner Erfahrung profitieren können, sagt Zimmermann.

Über das Loeys-Dietz-Syndrom

Das Loeys-Dietz-Syndrom (LDS) ist eine angeborene Bindegewebserkrankung. Ursache ist eine genetische Mutation. Die Krankheit zeigt sich vor allem in einem Aortenaneurysma (Erweiterung der Hauptschlagader). Meistens geht mit LDS auch ein angeborener Herzfehler einher. 
Bei Patienten kann es zu einer Erweiterung der Hauptschlagader kommen, die plötzlich zu einer Überdehnung und einem tödlichen Riss führen kann. Um dies zu verhindern, muss die Schlagader durch eine Prothese ersetzt werden.
LDS wurde erst 2005 als eigenständige Krankheit beschrieben. Die Krankheit ist extrem selten, in der Schweiz gibt es nur wenige betroffene Personen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

image

Die digitalisierte Patient Journey in der Lindenhofgruppe

Die digitale Patient Journey ist in Schweizer Spitälern etabliert. Sie erleichtert Patient:innen die Planung, Vorbereitung und Begleitung rund um den Spitalaufenthalt und entlastet das medizinische Personal – besonders bei psychisch belastenden Situationen im Vorfeld.

image

Das Kinderspital Zürich hat einen Interims-CEO

Der Bau-Experte Stephan Gürtler übernimmt interimistisch die Leitung des Kispi Zürich. Er folgt auf Georg Schäppi, der zur Kühne-Stiftung wechseln wird.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

KSW: Neue Leiterin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin

Barbara Brotschi wechselt vom Zürcher Kispi nach Winterthur und folgt als Zentrumsleiterin auf Traudel Saurenmann.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.