Spitäler eilen vor Schliessung stehendem Spital zu Hilfe

Das Kantonsspital Graubünden reagiert auf die «aussergewöhnliche Situation» im Nachbarkanton St. Gallen. Das Spital hofft zudem auf eine kantonsübergreifende Spitalplanung.

, 14. Januar 2020 um 06:00
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Im Zuge der neuen St. Galler Spitalstrategie soll die Geburtshilfe in Walenstadt per Februar 2020 nach Grabs verlegt werden. Viele Eltern wollen nun aber nicht nach Grabs, sondern in das ebenso 30 Minuten entfernte Kantonsspital Chur. Das Kantonsspital aus dem Nachbarkanton erhält laut eigenen Angaben zahlreiche Anfragen von werdenden Eltern und von Patienten.
Das Kantonsspital Graubünden (KSGR) ist in der Lage, in dieser aussergewöhnlichen Situation auch kurzfristig zu reagieren, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Das Spital könne die zusätzlichen Geburten auffangen– wenn gewünscht auch mit Unterstützung der Geburtshelferinnen und-helfer des Spitals Walenstadt.

Aus Sicht der Patienten betrachten

Generell sollten laut dem KSGR nicht die Kantonsgrenzen, sondern die zeitliche Erreichbarkeit des nächstgelegenen zur Versorgung geeigneten Spitals die entscheidenden Kriterien für die Spitalplanung bilden. Und die ganze Situation, so das Spital weiter, sollte aus Sicht der Patienten im Sarganserland betrachtet werden.
Das Kantonsspital nennt nebst dem Bereich der Geburtshilfe weitere über die Kantonsgrenzen greifende Beispiele: etwa Polytrauma, Herzinfarkte und Hirnschläge. Überall dort, wo ein wissenschaftlich belegter Zusammenhang zwischen Zeit und Qualität in der Gesundheitsversorgung bestehe.

Überkantonale Zusammenarbeit zwischen Glarus, St. Gallen und Graubünden

Entsprechend habe das KSGR zusammen mit dem Kantonsspital Glarus seine Stellungnahme im Rahmen der Vernehmlassung zur neuen St. Galler Strategie gestaltet. Dabei haben die beiden Spitäler auch den Einbezug in Form einer «überkantonalen Spitalplanung für den Raum Sarganserland» angeregt, wie es heisst.
Das Spital Walenstadt, künftig als Gesundheitszentrum vorgesehen, soll nach den neuen Sarganserland-Plänen nun künftig zusammen mit den Spitälern Glarus und Graubünden eine neue Spitalregion bilden. Es sei aber noch zu früh, um bereits jetzt über konkrete Modelle und Betriebsformen zu sprechen. Wesentlich zielführender ist laut der Mitteilung der gemeinsame Dialog unter der Prämisse, für die Patienten im Raum Sarganserland die bestmögliche medizinische Versorgung zu vertretbaren Kosten gemeinsam auszuarbeiten.  
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