Kanton Aargau löscht Liste mit Dutzenden freiwilligen Pflegehelfenden

Nach der 1. Welle hat der Kanton Aargau eine Liste mit freiwilligen Helfenden für die Pflege vernichtet. Der Pflegeberufsverband Aargau-Solothurn zeigt sich erstaunt darüber.

, 20. Januar 2022 um 09:43
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Überall werden Pflegefachkräfte händeringend gesucht. Die vielen Ausfälle durch die Omikron-Variante können derzeit zu Engpässen in Spitälern und Praxen führen. Die Bündner Regierung ruft Pflegefachpersonen dazu auf, sich zu melden. Dabei könnten die Fachpersonen sogar zu einem Einsatz verpflichtet werden.
Im Kanton Aargau ist es nun zu einem Vorfall gekommen, der für Schlagzeilen sorgt. Dort wurde eine Liste mit rund 100 Freiwilligen bereits wieder vernichtet, wie der Regional TV-Sender «Tele M1» berichtet. Aber warum?

Liste nach der ersten Welle vernichtet

Die Liste der Freiwilligen in der ersten Welle war Teil der Eventualplanung, wie der Kanton gegenüber dem TV-Sender mitteilt. Im Sommer 2020 sei dann die Krisenorganisation in vielen Bereichen in die ordentlichen und langfristigen Strukturen überführt worden. «Der Bedarf für diesen Weg der Freiwilligenrekrutierung war somit nicht mehr gegeben», schreibt der Kanton weiter. 
Gemäss «Tele M1» ist auf der Liste teilweise pensioniertes Fachpersonal gewesen, das sich zu Beginn der Pandemie bereit erklärt habe zu helfen. Erik Grossenbacher vom Pflegeberufsverband Aargau-Solothurn ist erstaunt über dieses Vorgehen. Der Verband habe mühsam Helfer rekrutiert und der Kanton hätte die Mitglieder über diesen Schritt informieren können. So müsse man damit rechnen, dass sich niemand mehr für einen freiwilligen Eisatz meldet, wie Grossenbacher dem Sender sagt.  

Liste aus Datenschutzgründen gelöscht 

Die Löschung der kantonalen Freiwilligenliste war aus Gründen des Datenschutzes zwingend, wie der Kanton in einer Stellungnahme nun schreibt. Auch nahm die Verfügbarkeit der Freiwilligen auf der kantonalen Liste nach Ende des Lockdown stark ab. Die Löschung soll zudem zu keiner Lücke betreffend die Verfügbarkeit von Gesundheitspersonal für Freiwilligeneinsätze geführt haben. 
Das Departement Gesundheit und Soziales (DGS) des Kantons weist gleichzeitig darauf hin, dass die in diesem Rahmen erstellte Liste der Freiwilligen im Vergleich «eher wenige Personen mit einer medizinischen Ausbildung» beinhaltete. Diese hätten sich in der Regel direkt bei den Spitälern beworben, die über eigene Freiwilligenpools verfügen. 
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