Was ist der Mehrwert von interprofessioneller Bildung?
Interprofessionelle Lernsettings sind Aktivitäten, bei welchen zwei oder mehrere unterschiedliche Professionen von-, mit- und übereinander lernen. Dabei wird die eigene Sichtweise derjenigen des Partners gegenübergestellt mit dem Ziel, unter qualifizierter Begleitung voneinander zu lernen und in der Interaktion umsetzbare Lösungen zu entwickeln. Was einfach tönt, ist keineswegs trivial und wird an der HWZ im CAS «Interprofessionelles Leistungs- und Tarifmanagement in healthcare» seit 2019 erfolgreich in einem CAS umgesetzt.
Ein aktiver Studierender: «Ein übergeordnetes Verständnis für die verschiedenen Ansichtsweisen aller Teilnehmenden im Gesundheitswesen ist meiner Ansicht nach einer der wichtigsten Kompetenzen, welche ein/e Mitarbeiter/in im Leistungsmanagement im Gesundheitswesen mitbringen sollte.»
Der interprofessionelle Bildungsprozess ist gekennzeichnet durch Beziehung, Reflexion und Interaktion. Wissen, Erfahrungen sowie die Kern-Kompetenzen verschiedener Fachkräfte des Gesundheitswesens werden sektorenübergreifend zur Lösung komplexer praktischer Probleme eingebracht. Statt einer sektoriellen Bearbeitung wird zum Wohl des Patienten und Angehörigen koordiniert, systemisch und integrativ auf Augenhöhe gearbeitet.
Weitere positive Effekte interprofessioneller Bildungssettings sind:
- Berufs- und sektorenübergreifende Interaktionen erhöhen das gegenseitige Vertrauen
- Synergiegewinn durch eine besser abgestimmte Behandlungskette
- Veränderung von Einstellungen durch Reflexion über spezifisches Rollenverhalten im System
- Abbau vorhandener Vorurteile und Stereotypen
- besseres gegenseitiges Verständnis mit Erhöhung der Versorgungsqualität
- Verbesserte Patientenzufriedenheit und erhöhte Motivation von Fachpersonen
Annamaria Müller, CAS-Dozierende und Beraterin im Gesundheitswesen:
«Lösungen für komplexe Probleme finden wir nur, wenn wir die gleiche Sprache sprechen. Wie kann man die «Sprache des Anderen» besser lernen als bei gemeinsamen Projekten und Aufgaben? Im CAS lernen wir unsere Partner im Gesundheitswesen kennen und verstehen, und wir erfahren, dass Diskussionen fruchtbarer sind, wenn man auf derselben Seite des Tisches sitzt anstatt auf der gegenüberliegenden.»
Annamaria Müller
CAS-Dozierende und Beraterin im Gesundheitswesen
CAS Interprofessionelles Leistungs- und Tarifmanagement in healthcare
Bestehende Tarifsysteme sowie die Abrechnung von Leistungen an Schnittstellen der Versorgung erschweren die interprofessionelle Zusammenarbeit und führen zu administrativem Mehraufwand, insbesondere im ambulanten Bereich. Das CAS «Interprofessionelles Leistungs- und Tarifmanagement in healthcare» fokussiert deshalb thematisch auf das Spannungsfeld zwischen den Ansprüchen einer integrierten Gesundheitsversorgung und den regulatorisch definierten Möglichkeiten der Vergütung medizinischer Leistungen. Dies mit dem Anspruch, neue Lösungswege in der interprofessionellen Zusammenarbeit zu entwickeln. Das CAS integriert Unternehmen in Studientouren, die hier eine aktive Rolle spielen wollen.
Marcel Reinhard, CAS-Dozierender und Leiter Ertragsmanagement Insel Gruppe:
«Das Studium beleuchtet die Prozesse von der Zulassung eines Leistungserbringers oder eines Medikamentes bis hin zur Vergütung der Leistung durch die Sozialversicherungen. Die Studierenden setzen sich mit den Grundlagen vom Patientenprozess beim Leistungserbringer über die Tarifierung der Leistungen bis hin zur Vergütung dieser Leistung durch die Sozialversicherung auseinander. Bei den am Prozess beteiligten Stakeholder wird vor Ort die Theorie mit Praxiswissen vertieft, was den Studierenden ein umfassendes Bild über den Gesamtprozess «Tarife und Leistungen» vermittelt. So kennen sie die Rollen, Interessen und Herausforderungen der beteiligten Partner und sind in der Lage zu beurteilen, wo gemeinsame Mehrwert-Lösungen umsetzbar sind und wo nicht. Im Netzwerk werden die aktuellsten politischen Trends (von AVOS bis EFAS), die neuesten Tarifentwicklungen (bspw. ambulante Einzelleistungen oder ambulante Pauschalen) sowie die Abgeltung von Innovationen (bspw. Gentherapien) diskutiert. Das Studium eignet sich für alle Mitarbeitenden, die an den erwähnten Prozessen beim Leistungserbringer, beim Versicherer, in einer Verwaltung, beim Hersteller von Medikamenten oder Medizinalprodukten usw. tätig sind und einen Blick über den Tellerrand wagen wollen. Das entwickelte Netzwerk erlaubt es Ihnen, den direkten Ansprechpartner zu kontaktieren, um ein Problem gemeinsam anzugehen.»
Marcel Reinhard
CAS-Dozierender und Leiter Ertragsmanagement Insel Gruppe
CAS-Studienaufbau gemäss den Anforderungen interprofessioneller Settings
In der interprofessionellen Bildung werden 3 Phasen definiert, die wir in unserem Studienaufbau berücksichtigen:
1. Phase: Aufbaustudium
In unserem 18-tägigen CAS investieren wir im Aufbaustudium zuerst in das einheitliche Verständnis regulatorischer Grundlagen. Für eine gute Zusammenarbeit ist es wichtig, Gesetze, Verordnungen und Tarife zu kennen und einheitlich zu interpretieren bzw. anzuwenden. Unterschiedliche Rollen werden verständlich gemacht, Kontroversen zu Kompetenzverteilungen, gesetzlichen Befugnissen und Verantwortungsbereichen im Dialog geklärt.
2. Phase: Praxisstudium
Im Praxisstudium werden bei Studientouren die Herausforderungen und Schnittstellen-Prozesse von wichtigen Marktteilnehmern vor Ort in der Praxis veranschaulicht. Die breite Involvierung von über 50 Dozierenden und zentralen Stakeholdern ergibt über das gesamte Studium eine attraktive und repräsentative Gesamtschau aktueller Spannungsfelder im Bereich «healthcare and finance». Alle Berufsgruppen begegnen sich dabei auf Augenhöhe, gemeinsame Denk- und Handlungsmuster werden entwickelt, vorhandene Handlungsspielräume im aufgebauten Netzwerk genutzt.
3. Transferarbeit
Abschliessend gelangen die CAS-Studierenden selber in eine gestaltende Rolle, indem sie im Team eine eigene relevante Fragestellung aus der Praxis einer interprofessionellen Mehrwertlösung in einer Transferarbeit zuführen. So entsteht eine Grundhaltung, komplexe Herausforderungen gemeinsam lösungsorientiert zu bewältigen.
Christian Henseler, Leiter Strategischer Einkauf der Zur Rose Suisse AG und aktueller CAS-Studierender berichtet:
«Der CAS Lehrgang Interprofessionelles Leistungs- und Tarifmanagement in healthcare bietet auch erfahrenen Profis im HealthCare Markt die Möglichkeit, ihren Horizont und Ihr Netzwerk zu erweitern. Ist bereits das Aufbaustudium sehr abwechslungs- und lehrreich gestaltet, so wird dies im Praxisstudium noch weit übertroffen. Es ist toll, wie engagiert, enthusiastisch und top vorbereitet die Tage von den einzelnen Marktteilnehmer bestritten wurden und welch offener und auch kritischer Dialog möglich war. Prädikat des Lehrgangs: absolut empfehlenswert.»
Christian Henseler
Leiter Strategischer Einkauf der Zur Rose Suisse AG und aktueller CAS-Studierender
Fazit
Die verschiedenen Ansichtsweisen aus der Leistungserbringung, den Leistungsträgern, der Herstellerindustrie, der Pharma und den Behörden zu kennen und besser zu verstehen ist ein wichtiges Ziel des CAS Studienganges. Das CAS ermöglicht den Studierenden eine gesamtwirtschaftliche Betrachtungsweise. Die Studierenden entwickeln eine gewinnbringende Zusammenarbeitskultur, welche in zahlreichen co-learnings im partnerschaftlichen Netzwerkaustausch aktiv entwickelt werden. Dabei involviert das CAS eine attraktive Bandbreite zentraler Stakeholder und ihrer kontextabhängigen Rahmenbedingungen (Praxis-Stationen). Health professionals lernen so miteinander, voneinander und übereinander um die Qualität einer patientenzentrierten Gesundheitsversorgung gemeinsam aktiv zu verbessern. Unser CAS «Interprofessionelles Leistungs- und Tarifmanagement in healthcare» leistet im Bereich der interprofessionellen Zusammenarbeit einen spannenden Beitrag.
Werden Sie Teil dieses Netzwerkes und bringen auch Sie Ihre professionellen Sichtweisen in den interprofessionellen Dialog mit ein. Der nächste Studiengang startet am 20. August 2021.
Weitere Perspektiven von Studierenden
Manuel Furrer, Leiter Leistungen stationär der ÖKK Krankenversicherung und aktiver CAS-Studierender bilanziert:
«Für Mitarbeiter in verschiedenen Positionen im Tarif- und Leistungsmanagement und für alle Mitarbeiter mit gesundheitsökonomischem Interesse ist der Studiengang ausserordentlich interessant und gewinnbringend – empfehlenswert um der Interprofessionalität im Tarif – und Leistungsmanagement die Bedeutung zuzumessen, welche sie verdient.»
Manuel Furrer
Leiter Leistungen stationär der ÖKK Krankenversicherung und aktiver CAS-Studierender
Corinne Meier, Leiterin Patientenaufnahme Solothurner Spitäler AG:
Im CAS wird auch das Thema Gesundheitsversorgung in der Schweiz aus vielen Richtungen her gut beleuchtet.
Die heterogene Durchmischung der Studierenden aus verschiedenen Bereichen habe ich als wertvoll empfunden.
Durch den Austausch mit anderen Teilnehmenden des Gesundheitswesens konnten Fragestellungen aus unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet werden. Dadurch fällt es leichter, nachzuvollziehen was es bedeutet, sich GEMEINSAM den Herausforderungen des Gesundheitswesens zu stellen.
Corinne Meier
Leiterin Patientenaufnahme Solothurner Spitäler AG
David Gianini, Senior Service Manager bei Centris AG:
«Der stetige Wandel und eine stark zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen erfordern neue respektive angepasste Berufsbilder.
Die fachübergreifende Zusammenarbeit unter health professionals ist der Schlüssel um komplexe Herausforderungen gemeinsam erfolgreich zu meistern.
Mit hoher Kompetenz in Interprofessionalität und Wissensaustausch positioniert sich das CAS mit spannenden und interessanten Inhalten optimal und rüstet seine Teilnehmer für die Zukunft.»
David Gianini
Senior Service Manager bei Centris AG
Informationen zum CAS-Studium
Thomas Meyer, Geschäftsführer Mendo Sana AG, CAS-Studienleiter HWZ
«Die Beteiligten entwickeln in unserem CAS eine Kooperationskompetenz, die den Patientennutzen und die systemische Verantwortung in den Mittelpunkt stellen. Die Studierenden gelangen dabei zu neuen Perspektiven und Lösungen, die mit den Mitteln der einzelnen Professionen isoliert nicht in der gleichen Qualität umsetzbar sind.»
Thomas Meyer
Geschäftsführer Mendo Sana AG, CAS-Studienleiter HWZ