Nach Freistellung: Hilferuf aus dem Spital Uster

Die Freistellung von Chefärztin Esther Bächli wirft hohe Wellen. Nun meldet sich auch ihr Stellvertreter im Spital Uster zu Wort.

, 20. August 2020 um 06:46
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Die Freistellung von Esther Bächli gibt inner- und ausserhalb des Spitals Uster viel zu reden. So melden sich besorgte Mitarbeitende bei Medinside und schildern ihre Sorgen um das Spital. Nicht nur die Belegschaft, sondern auch viele Ärztinnen und Ärzte (siehe Brief unten) sowie die Vereinigung Allgemeiner und Spezialisierter Internistinnen und Internisten (VZI) können die Kündigung nicht nachvollziehen. 
Dem Vernehmen nach erfuhr Bächlis Stellvertreter, Johann Debrunner, erst im Nachhinein über die Auflösung des Arbeitsvertrags mit ihr. Nun macht er in einem Leserbrief in der Zeitung «Zürcher Oberländer» seinem Unmut Luft. 

Dient nicht der Verbesserung der Patientenversorgung

Mit der Überschrift «...denn sie wissen nicht, was sie tun», schreibt er, dass das Gesundheitswesen ein steiniges Pflaster und ein Spital eine komplexe Institution sei. «Ob die Freistellung von Frau PD Dr. med. E. Bächli vom Spital Uster zur Gesundung des in finanzielle Schieflage geratenen Spitals Uster beiträgt, ist alles andere als gewiss.»
Gewiss sei lediglich, so Debrunner, dass dieser Schritt nicht der Verbesserung der Patientenversorgung am Spital Uster und auch nicht der Verbesserung der Weiterbildungsstätte für Ärzte am Spital Uster diene.

Seitenhieb an Verwaltungsrat

«Anstatt qualifizierte Fachpersonen rauszuwerfen, wäre dem Spital wohl mehr gedient, wenn der Verwaltungsrat, ein Laiengremium, seine Strategie überdenken und auf das Kerngeschäft, die Behandlung von Patienten im Spital Uster, setzen würde.» Denn während die Departementsleiterin Medizinische Disziplinen einen Leistungsausweis habe, könne der Präsident des Verwaltungsrats bisher keinen solchen vorweisen, schreibt der Chefarzt der Kardiologie weiter. 

Christian Reize als Finanzchef eingestellt

Das Spital Uster steckt derzeit in einer tiefen Krise. Die Fusionspläne sind ins Stocken geraten. Und intern soll sich diesbezüglich Unmut breit machen. Fast gänzlich unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde vor zwei Wochen zudem ein langjähriges Spitalleitungsmitglied offenbar völlig unerwartet weggeschoben: Pascal Huguenin. Sein Bereich «Administration und Logistik» wurde kurz nach dem CEO-Wechsel aufgelöst und umstrukturiert. Er arbeitet noch als «Projektleiter», wie Recherchen von Medinside zeigen. Dafür hat das Spital Uster nun mit Christian Reize einen Leiter Finanzen. Der Mediziner mit MBA war zuvor sechs Jahre CEO des Spitals Zofingen und zwischen 2010 und 2013 Finanzchef im See-Spital. 
  • Offener Brief ehemaliger Ärztinnen und Ärzte der Inneren Medizin des Spitals Uster an den Verwaltungsrat und die Spitalleitung: 
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