Ukraine-Konflikt: Wie helfen Schweizer Spitäler?

Viele Spitäler haben Spendenaktionen für die Ukraine gestartet. Die Insel Gruppe etwa spendet pro Mitarbeitenden zehn Franken an die Hilfsaktion der Glückskette.

, 3. März 2022 um 10:35
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Was bis vor Kurzem noch für unmöglich gehalten wurde, ist inzwischen Realität: In einem der grössten Länder Europas herrscht Krieg. Die aktuelle Lage in der Ukraine macht betroffen. 
Gestern Mittag hielten Mitarbeitende des Universitätsspitals Zürich (USZ) eine Schweigeminute, um für die Werte Frieden und Menschlichkeit einzustehen, wie es auf Twitter heisst: 
Die Solidarität mit der Ukraine ist gross. Auch viele Schweizer Spitäler wollen helfen.
Der Verband Zürcher Krankenhäuser etwa schreibt auf Twitter: «Die Zürcher Spitäler unterstützen die Hilfsaktion für medizinische Güter.» Das Kantonsspital Baden teilte mit, dass es eine Spendenaktion für die Ukraine gestartet habe. Den Erlös werde man einer Hilfsorganisation zukommen lassen.
Das Kantonsspital Aarau wiederum hat mehrere Paletten mit Verbands- und Infusionsmaterial sowie Schutzmaterialien auf den Weg in die Ukraine gebracht.
Auch die Insel Gruppe gab heute in einer Medienmitteilung bekannt, dass sie pro Mitarbeitenden zehn Franken an die Hilfsaktion der Glückskette spenden möchte – das entspricht einem Gesamtbetrag von 120’000 Franken. Ein Aufruf an die Mitarbeitenden, die Hilfsaktion ebenfalls zu unterstützen, sei zusätzlich erfolgt, schreibt das Berner Spitalunternehmen.
Die Insel Gruppe habe sich nach Rücksprache mit dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) explizit für eine Geld- und gegen eine Sachspende entschieden, heisst es in der Mitteilung weiter. Sachspenden würden eine teure und aufwendige Logistik benötigen, die Organisation sei sehr zeitintensiv. Mit Geldspenden könnten Hilfsgüter jedoch möglichst rasch und nahe am Einsatzgebiet beschafft werden.
Deshalb sei eine Spende an eine Hilfsorganisation, welche bereits die humanitäre Unterstützung und Hilfe der Bevölkerung aufgenommen habe, derzeit die effektivste Unterstützung, argumentiert die Insel Gruppe.
Auch der Schweizer Apothekenverband Pharmasuisse schrieb gestern auf Twitter: 
Die ukrainische Botschaft in Bern hat zwar dazu aufgerufen, medizinische Güter zu spenden. Pharmasuisse findet aber, «eine wahllose Annahme von Medikamenten und anderen Gütern, insbesondere von Privatpersonen» sei nicht zielführend. Auch die Organisation Apotheker ohne Grenzen habe auf Anfrage mitgeteilt, dass es keinen Sinn mache, Medikamente in die Apotheken zu bringen, schreibt Pharmasuisse. Folgende Gründe werden genannt: 
> Es ist nicht klar definiert, welche Wirkstoffe in der Ukraine bekannt sind und somit korrekt angewendet werden können.
> Ohne Definition / Organisation und Koordination kann nicht sichergestellt werden, dass von den jeweiligen Artikeln in etwa die korrekte Menge zusammenkommen.
> Es ist nicht klar, wie temperaturempfindliche Medikamente (vor allem Insulin) transportiert werden können.
> Die gesammelten Artikel müssen sortiert, konfektioniert und verpackt werden, damit in der Ukraine eine schnelle und faire Verteilung vorgenommen werden kann.
> Welche Organisationen sind verantwortlich für den Transport in die Ukraine und können die nötigen Transport-Papiere ausstellen?
Lesen Sie auch: «Gesundheitspersonal stellt auf Kriegsmodus um»
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