«Wir mussten die schmerzliche Entscheidung treffen, unsere bisherigen Aktivitäten im Land erst einmal einzustellen: Dies betrifft unsere HIV-Behandlungen in Sjewjerodonezk, die Tuberkulose-Behandlungen in Schytomyr und die medizinische Versorgung in Donezk.» Das sagte Stephen Cornish, Generaldirektor der Ärzte ohne Grenzen Schweiz, in einer Videobotschaft.
Telemedizin-Training für Chirurgen
Die Ärzte und Ärztinnen werden für andere Einsätze gebraucht. Die Notfall-Teams sind an der polnisch-ukrainischen Grenze eingetroffen. Dort sind unzählige Menschen zu Fuss, in Autos und Bussen auf der Flucht.
Die Ärzte ohne Grenzen versuchen derzeit, Soforthilfe auf beiden Seiten der Grenze sicherzustellen. Ausserdem haben sie für 30 Chirurgen aus der Ostukraine ein Telemedizin-Training zur Versorgung von Verletzten organisiert.
Unparteiisch bleiben
Auch in Polen, Moldawien, Ungarn, Rumänien und in der Slowakei prüfen derzeit Ärzte-Teams die Lage. Sie halten sich auch in Russland und Belarus bereit, um bei Bedarf Hilfe zu leisten. In Polen unterstützen die Ärzte ein Empfangszentrum.
Doch vieles ist noch unsicher: «In den nächsten Tag wird sich zeigen, wie humanitäre Hilfe auf sichere und unparteiische Weise möglich sein wird», sagte Stephan Cornish.
Lob für russischen Pflegeverband
Der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK sorgt sich um das Gesundheitspersonal im Krisengebiet. Er hat einen Unterstützungs-Brief an die Pflegeverbände der Ukraine und deren Nachbarländer geschickt.
«Besonderen Respekt verdient der russische Pflegeverband», teilt der SBK mit. «Dessen Präsidentin hat den Krieg in deutlichen Worten verurteilt, indem sie darauf aufmerksam macht, dass jeder bewaffnete Konflikte im Widerspruch zur Hauptaufgabe der Pflege steht, deren Kern es ist, Menschen und die Gesundheit zu schützen.»
Deutsche Ärzte bereiten sich vor
Nach Einschätzung des Spitzenverbands Fachärzte Deutschlands (SpiFa) wird der Krieg in der Ukraine auch Auswirkungen für das Gesundheitswesen in Deutschland haben. «Es wird viele Menschen geben, die medizinische Versorgung benötigen. Das wird die Ukraine alleine nicht leisten können. Und darauf müssen wir uns vorbereiten», sagte der SpiFA-Präsident Dirk Heinrich laut der deutschen Ärztezeitung.