Warum Helena Zaugg das Lachen vergangen ist

Die Präsidentin des Pflegeberufsverbands (SBK) hat das Vertrauen in die Politiker verloren, weil diese die Leistungen der Pflegefachpersonen nicht anerkennen und einen Gesetzesentwurf verwässern wollen. Nun droht sie mit einer Volksinitiative.

, 12. April 2016 um 13:45
image
«Gesetzliche Anerkennung der Verantwortung der Pflege» heisst die parlamentarische Initiative, die der ehemalige Nationalrat Rolf Joder in der vergangenen Legislatur einreichte. Sie bezweckt, dass Pflegefachpersonen mehr Entscheide in Eigenregie fällen können und bestimmte pflegerische Leistungen auch ohne ärztliche Verordnung von den Krankenversicherern vergütet werden. In den Gesundheitskommissionen beider Räte war sie unbestritten. 
In der neuen Legislatur machte dann aber die Gesundheitskommission des Nationalrats eine Kehrtwende. Sie beschloss flankierende Massnamen in Form der Aufhebung des Vertragszwangs für freiberufliche Pflege-Profis und einer Befristung auf sechs Jahre. Im März lehnte der Bundesrat das Anliegen ganz ab. Er befürchtet eine Mengenausweitung und damit höhere Kosten. 

SBK will Nationalräte überzeugen

«Statt die Initiative korrekt umzusetzen, wird die Position der Pflegefachpersonen verschlechtert», kritisiert der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK-ASI). Derzeit versucht der Verband, die Mitglieder des Nationalrats zu überzeugen, die flankierenden Massnahmen wieder rückgängig zu machen. 
Sollte dies nicht gelingen, wird der SBK eine eidgenössische Volksinitiative lancieren. Dies sagte SBK-Präsidentin Helena Zaugg heute an einer Medienkonferenz in Bern. 
«Wir haben das Vertrauen in die Politik in dieser Sache verloren», so Zaugg. «Weder die Nationalratskommission noch der Bundesrat sind gewillt, die Pflege zu stärken». Darum nehme der Verband die Zügel selber in die Hand. Das Potenzial der Pflegefachpersonen solle endlich anerkannt werden. «Pflegefachpersonen tragen die fachliche Verantwortung. Sie sind in der Lage, auch die finanzielle Verantwortung zu tragen». 

Eckpunkte der Initiative

Der Initiativtext wird derzeit erarbeitet. Die Eckpunkte sind: 

  • Der eigenverantwortliche Beitrag der Pflege in der Gesundheitsversorgung muss anerkannt werden. 
  • Die Pflegefachpersonen leisten einen bedeutenden Beitrag in der Gesundheitsversorgung. Gesetzliche Regelungen müssen das Potenzial der Pflegefachpersonen ausschöpfen. 
  • Investitionen in die Qualität des Arbeitsplatzes wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Arbeitszeiten oder Lohn sollen verbessert werden. 

Laut SBK haben mehrere Verbände im Gesundheitswesen ihre Unterstützung in Aussicht gestellt. 
Siehe auch: 

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Felix Huber und Guido Klaus

Koordinierte Versorgung braucht Anreize – keine neue Regulierung

Hausarztmodelle sind oft ein Rettungsanker für chronisch Kranke. Wenn wir nicht aufpassen, würgt das Spar-Massnahmenpaket des Bundes hier viele Chancen ab.

image

Rehab Basel sucht einen neuen Direktor

Stephan Bachmann verlässt die Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie per Mitte 2025.

image

Anbieter des E-Patientendossiers erhalten Geld

Bis zu 30 Franken pro EPD-Eröffnung erhalten die Anbieter ab Oktober. So will der Bundesrat das Patientendossier vorläufig retten.

image

Spital Wallis: 40 neue Pflegestellen besetzt

Auslöser: Der Kanton investiert(e) 42 Millionen Franken in die Umsetzung der Pflegeinitiative.

image

Deutschland: Klinikverbund testet Exoskelette fürs Pflegepersonal

Die Hilfs- und Stützgeräte sollen auch helfen, den Personalmangel zu mildern.

image

Zentralschweiz: Rekord-Zulauf für Pflegeberufe

Sowohl bei den Lehren als auch bei den HF- und den Nachdiplom-Bildungsgängen dürften die Vorjahres- und Rekord-Anmeldungen übertroffen werden.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.