Hat der indische Mutant die Landesgrenze erreicht?

Nach Grossbritannien, Südafrika und Brasilien sorgt die neue Covid-Variante B.1.617 aus Indien für Unsicherheit. Wie schätzt die Schweiz die Lage ein? Das BAG zeigt sich gelassen.

, 22. April 2021 um 09:00
image
  • coronavirus
  • bundesamt für gesundheit
  • virusmutation
  • politik
Indien befindet sich im Ausnahmezustand. Sorgen bereitet der neue Virusmutant B.1.617, der den Weg bereits nach Europa geschafft hat: Grossbritannien verzeichnet inzwischen um die 80 Fälle. Sorgen bereitet die neue Covid-Variante, weil sie gleich die beiden Mutationen E484Q und L452R vereinigt.
Wie das Bundesamt für Gesundheit gegenüber Medinside bestätigt, sind in der Schweiz noch keine Fälle bekannt. Derzeit sei die Variante als VOI und nicht als VOC eingestuft. «Nach Einschätzung der Experten gibt es momentan noch keine Belege, dass es sich bei dieser Variante um eine besonders besorgniserregende handelt», schreibt der Mediensprecher Daniel Dauwalder. «Wir beobachten die Situation periodisch und werden die Reaktion an die Faktenlage anpassen.»

Sind zwei Mutationen doppelt gefährlich?

Das Virus B.1.617 hat zwei Mutationen (E484Q und L452R). Dass Viren mutieren, ist nichts neues. Daniel Dauwalder: «Pro Monat kommen ungefähr zwei Mutationen dazu. Die meisten Mutationen haben keine bekannten Effekte.» Die zwei Mutationen E484Q und L452R würden jedoch im Verdacht stehen, eine geringere Immunantwort hervorzurufen. Dies sei aber auch bei anderen Mutationen der Fall, wie beispielsweise bei E484K (siehe Darstellung unten). «Im Vergleich zu anderen Varianten wird die Variante B.1.617 bisher nicht als besonders auffällig und besorgniserregend eingeschätzt», so Dauwalder.

So testen die Labors

Wie genau sieht es mit dem Testen aus? In der Schweiz werden nicht alle positiven Covid-Testergebnisse auf Mutationen getestet. «Proben werden stichprobenmässig sequenziert», erklärt Dauwalder. Die Schweiz gehöre im internationalen Vergleich zu den Ländern, die am meisten Sequenzieren.

Impfstoffe sollen wirksam sein

Die indische Virusmutation gibt es noch nicht lange. Es stellt sich deshalb die Frage, was man über die Wirksamkeit hinsichtlich der indischen Mutation bei den zugelassenen Impfstoffen in der Schweiz weiss. Das BAG gibt sich gelassen: «Im Vergleich zu bereits in der Schweiz befindlichen Varianten wie die südafrikanische B.1.351 besteht bei der indischen Variante momentan kein erhöhter Grund zur Besorgnis, was die Wirksamkeit von Impfungen angeht.» Die Impfungen seien nach Stand der Kenntnis auch bei den verbreiteten Varianten hoch wirksam.
image
Relevante Virusvarianten, Schweiz und Liechtenstein, 08.06.2020 bis 21.04.2021. (BAG)
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

BAG: Neue Leiterin der Abteilung Internationales

Barbara Schedler Fischer folgt im August auf Nora Kronig Romero.

image

Notfall: 50 Franken für Bagatellfälle

Ein altes Anliegen kommt wieder aufs Tapet: Die Gesundheitskommission des Nationalrats stellt zwei Varianten vor.

image
Gastbeitrag von Michael Jordi

Qualität ist keine Glaubensfrage

Bei der Qualität im Gesundheitssystem wird nicht zu viel gesteuert und vereinheitlicht – sondern eher zu wenig. Viele Akteure wollen einfach ihr eigenes Messsystem als Standard sehen.

image

Efas: Das Referendum ist am Ziel

Das Volk wird voraussichtlich im September über die neue Gesundheits-Finanzierung abstimmen.

image
Gastbeitrag von Felix Schneuwly

Ein Gruss aus der sozialistischen Planwirtschaft

Unklare Ziele, diffuse Verantwortung, aber viel Bürokratie: Der Qualitätsartikel im KVG ist ein fehlkonstruiertes Monster.

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.