Handhygiene: Kaltes Wasser genügt

Es hängt nicht von der Wassertemperatur ab, ob beim Händewaschen Keime entfernt werden oder nicht. Dies ergibt eine neue wissenschaftliche Studie. Ihr zufolge ist warmes Wasser blosse Energieverschwendung.

, 13. Juni 2017 um 07:05
image
  • spital
  • hygiene
  • ärzte
  • pflege
Je wärmer das Wasser, desto sauberer werden die Hände: Mit dieser Devise sind ganze Generationen aufgewachsen. Sie gilt ganz besonders in hygienesensiblen Branchen wie dem Gesundheitswesen oder der Gastronomie. Nun zeigt sich, dass sie möglicherweise falsch ist.  
Eine von Wissenschaftlern der Rutgers University-New Jersey durchgeführte Studie hat nämlich ergeben, dass die Wassertemperatur beim Händewaschen gar keine Rolle spielt.
So eliminiert heisses Wasser die Bakterien auf den Händen nicht besser als kaltes. Dies das Fazit einer von Professor Donald Schaffner und seinem Team erstellten Studie, die im Journal of Food Protection veröffentlicht worden ist. 
Für die Untersuchung wurden die Hände von 10 Männern und 10 Frauen über einen Zeitraum von sechs Monaten in zahlreichen Testanordnungen mit harmlosen E. Coli-Bakterien überzogen. Gewaschen wurden sie mit Wasser mit Temperaturen von 15, 26 und 38 Grad und mit unterschiedlichen Seifen und Seifenmengen. 
In der Auswertung überraschten die Resultate gleich doppelt: Nicht nur spielte die Wassertemperatur keine Rolle, auch die Art der Seife - ob herkömmlich oder antimikrobiell - machte keinen Unterschied. 
Auch die Menge der verwendeten Seife hatte keinen Einfluss auf die Sauberkeit. Die Autoren räumen aber ein, dass weitere Studien nötig sind, um herauszufinden, welche Seifen in welchen Mengen das beste Ergebnis liefern.

10 Sekunden reichen

Unterschiede gab es lediglich beim Energieverbrauch. «Die Studie könnte signifikante Auswirkungen auf den Energieverbrauch haben, da kaltes Wasser weniger Energie benötigt als warmes», sagt Studienautor Donald Schaffner in einer Mitteilung
Auch hat sich gezeigt, dass sogar eine Handwäsche von 10 Sekunden ausreicht, um einen wesentlichen Teil der Keime abzuwaschen. Wer die von der World Health Organization (WHO) empfohlene Methode korrekt ausführt, braucht dagegen rund 40 Sekunden. 

FDA sollte Empfehlungen revidieren

Die Studienergebnisse könnten Signalwirkung auf die Empfehlungen zur Handhygiene haben. Alle vier Jahre aktualisiert die US-Zulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) die Richtlinien fürs korrekte Händewaschen, das nächste Mal 2018. 
Gegenwärtig wird fürs Händewaschen eine Wasseremperatur von 38 Grad empfohlen. Bislang bot die wissenschaftliche Datenlage zu wenig Beweise, die zu einer Änderung der Richtlinie geführt hätte. Das könnte sich mit den neuen Studienergebnissen ändern. Schaffner hofft, dass die Temperaturempfehlung revidiert wird. 
«Die Studie zeigt, dass es eine Änderung der Richtlinien braucht», sagt er. «Anstatt hohe Temperaturen vorzugeben, sollte einfach angenehm warmes Wasser empfohlen werden». Laut Schaffner wird zu viel Energie verschwendet, um Wasser fürs Händewaschen aufzuheizen. 
  • Zur Mitteilung der Rutgers University: «Handwashing: Cool Water as Effective as Hot for Removing Germs»
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Thurmed Gruppe sucht neuen Finanzchef

CFO Peter Heri will nach 16 Jahren im Amt kürzertreten.

image

Spital STS führt Spital Zweisimmen uneingeschränkt durch den Winter

Der STS-Verwaltungsrat will damit der Region und den Angestellten weiter Perspektiven geben.

image

LabPOCT: Ein Werkzeug für all Ihre Laborgeräte

Mit dem System LabPOCT bietet Sonic Suisse ein Cockpit, mit dem Sie sämtliche Analysen verwalten können – sowohl das eigene Praxislabor als auch das externe Sonic Suisse-Labor.

image

Swiss Nurse Leaders: Wechsel im Vorstand

Hans-Peter Wyss vom Spital Menziken folgt auf Ursi Rieder.

image

KSBL: Zwei Spitäler? Oder ein neues? Der Entscheid fällt 2026.

Die Regierung von Baselland präsentiert ein Rahmenprogramm für die Gesundheits-Versorgung. Sie prüft dabei auch ein Darlehen, damit das Kantonsspital über die nächsten Jahre kommt.

image

Die IS-H-Alternative bereits im Hause

Universitätsklinikum Köln deckt Prozesse von der Aufnahme bis zur Abrechnung in ORBIS ab.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.