Grippeimpfung? Nein, danke.

Eigentlich wüssten die Beschäftigten der Gesundheitsbranche ja, dass sie sich gegen Grippe impfen lassen sollten. Tatsächlich tun es nur die wenigsten. Das Bundesamt für Gesundheit ist über diese «starre» Einstellung wenig erfreut.

, 8. September 2015 um 08:05
image
  • pflege
  • praxis
  • bundesamt für gesundheit
Wissen und Handeln sind zweierlei. Diese Binsenwahrheit zeigt sich besonders beim Thema Grippeimpfung. ­«Ein guter Wissensstand heisst nicht zwangsläufig, dass man sich impfen lässt. Das gilt vor allem für Gesundheitspersonal», mahnt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Es stützt sich auf die jüngste Erhebung zum Thema saisonale Grippeimpfung, bei der auch 688 Beschäftigte aus dem Gesundheitswesen teilnahmen. 
Mit der periodisch durchgeführten Umfrage soll gemessen werden, wie die 2001 gestarteten nationalen Kampagnen zur Grippeprävention greifen. Wichtigste Zielgruppen sind neben Personen mit Alter 65plus und Personen mit chronischer Erkrankung die Beschäftigten im Gesundheitswesen. 

Kampagnen wenig wirksam

Dabei zeigt sich, dass das Ziel der Durchimpfung in weiter Ferne liegt. Zwar wissen 44 Prozent des medizinischen und pflegenden Personals, dass für sie eine Grippe­impfung empfohlen wird. Fast alle fühlen sich auch «sehr gut» oder «eher gut» informiert. Allerdings lassen sich nur 14 Prozent jedes Jahr impfen und 16 Prozent alle paar Jahre. 70 Prozent haben sich noch nie impfen lassen, obschon dies empfohlen wird. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie einen direkten Kontakt mit Kranken, älteren Menschen, Pflegebedürftigen, Schwangeren oder Säuglingen hatten oder nicht.  
19 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitswesen gaben an, in der Saison 2013/14 eine Grippe oder grippeähnliche Erkrankung durchgemacht zu haben. Dies bleibt aber ohne messbaren Erfolg auf das Impfverhalten. Die Absicht, sich in den Folgejahren impfen zu lassen, ist immer etwa gleich.

«Starre» Einstellung zur Grippeimpfung

Die Konstanz zeigt laut BAG, dass die Einstellung zur Grippe­impfung «relativ starr» ist: Wer sich letztes Jahr nicht hat impfen lassen, wird es auch in der nächsten Grippesaison nicht tun. Im Gesundheitswesen gaben 19 Prozent an, sich 2015 impfen zu lassen, 6 Prozent war sich zum Zeitpunkt der Befragung im März 2015 nicht sicher. 
«Die Kenntnisse der Impfempfehlungen lassen sich in den Zielgruppen weiter verbessern. Wissen und sich gut informiert fühlen, bedeutet jedoch nicht automatisch, sich für eine Impfung zu entscheiden», lautet das Fazit des BAG. 
Die Behörden nehmen mit GRIPS einen neuen Anlauf. Die Nationale Strategie zur Prävention der saisonalen Grippe (GRIPS) soll zwischen 2015 und 2018 in enger Zusammenarbeit mit den Akteuren der Gesundheitseinrichtungen umgesetzt werden. Ziel von GRIPS ist es, die Anzahl der durch die saisonale Grippe bedingten schweren Erkrankungen zu senken. Ein wichtiges Element für die Messung der Wirkung ist die Durchimpfung in spezifischen Zielgruppen wie eben dem Gesundheitspersonal. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

image

Ein Oensinger Gesundheitszentrum betreibt den ersten «Medicomat» in der Schweiz

Das Gerät im Vitasphère-Gesundheitszentrum funktioniert wie ein Getränkeautomat. Doch statt Flaschen gibt der Automat rund um die Uhr Medikamente heraus.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Pflegeinitiative: Politik bremst bei der Umsetzung – erst Kosten, dann Gesetz

Die Beratungen über das neue Pflegegesetz gehen in eine neue Runde: Die zuständige Nationalrats-Kommission will genauer wissen, was das kostet. — «Unfassbar!», kommentiert dies der Personalverband SBK.

image

Krankenkassen fordern Vorgaben für psychiatrische Angehörigenpflege

Mit Qualitätsverträgen wollen die Krankenversicherungen die Grenze zwischen psychiatrischer Grundpflege und Alltags-Betreuung bestimmen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.