Gesundheitskosten: Da kommt ein kräftiger Schub

Unsere Gesundheitskosten werden bald wieder deutlicher steigen. Dies erwarten Forscher der ETH. Ambulante Spitalbehandlungen heizen da besonders an – die Medikamente eher weniger.

, 17. Juni 2016 um 14:58
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Auch in den laufenden Jahren steigen die Gesundheitsausgaben weiter an. Für dieses Jahr rechnet die KOF mit einer Zunahme der gesamten Gesundheitsausgaben von 3,6 Prozent. Im nächsten Jahr sollte das Ausgabenwachstum dann mit 3,9 Prozent erheblich stärker sein. 
Damit hat die ETH-Forschungsstelle ihre eigenen Erwartungen etwas nach oben korrigiert: Im Herbst erwarteten die Forscher für 2017 noch ein Plus von lediglich 3,5 Prozent. 

Gedämpfte Wirtschaft, gedämpfte Gesundheitskosten

Das heisst: Die Kostenspirale gewinnt wieder an Schwung – nachdem der Anstieg der Gesundheitsausgaben im letzten Jahr mit 2,7 Prozent für einmal eher mässig ausgefallen war. 
Woran liegt das? Die eher gebremste Konjunktur hatte letztes Jahr dämpfend gewirkt, und dieser Faktor dürfte fürs erste auch 2016 verhalten bleiben. Auf der anderen Seite trage die steigende Anzahl älterer Menschen zum stetigen Anstieg der Gesundheitsausgaben bei. Im nächsten Jahr dürfte dazu kommen, dass sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld etwas aufhellt – womit auch die Löhne kräftiger steigen. Und damit auch die Gesundheits-Nachfrage.

Marko Köthenbürger, Anna Pauliina Sandqvist: «Frühjahrsprognose der schweizerischen Gesundheitsausgaben 2015–2017», KOF, Juni 2016

«Aufgrund dessen werden die Ausgaben für Gesundheit mit einem Anstieg von 3,9 Prozent etwas stärker ausfallen», teilt die KOF mit. 
Gemessen an den Leistungserbringern sind im kritischen Jahr 2017 erhebliche Schübe bei den Spitälern (+4,8 Prozent), den Ärzten (+4,0 Prozent), den Physiotherapeuten (+5,1 Prozent) und den Spitexdiensten (+5,0 Prozent) zu erwarten. Insbesondere die ambulanten Spitalbehandlungen sind – wie schon in den letzten Jahren – der wichtigste «Motor» hinter den steigenden Gesundheitsausgaben der Schweiz.
Damit bekommt der Gesundheitssektor in der Gesamtwirtschaft noch mehr Gewicht. Letztes Jahr hatte die Branche über 266'000 Vollzeit-Stellen – das waren fast 7 Prozent aller Beschäftigten im Land. Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandprodukt erreicht derzeit 11 Prozent; bis 2017 dürfte er auf 12,1 Prozent steigen.
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Entwicklung der Wertschöpfung und des BIP-Anteils des Schweizer Gesundheitswesens (Grafik: KOF)
Die KOF geht in der diesjährigen Frühjahrsstudie auch auf die Spar-Bemühungen des Bundesrates ein. Die in der Regierungs-Strategie «Gesundheit 2020» aufgegleisten Einsparungen seien aber nicht berücksichtigt in den Rechnungen, «da sie – ausser im Medikamentenbereich – bislang noch nicht konkret genug sind, um sie in der Prognose berücksichtigen zu können».
Und auch die geplante (und jetzt ohnehin unklare) Tarmed-Revision würde ebenfalls erst ab 2018 mögliche Auswirkungen auf die Ausgabenentwicklung haben. 
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