Alain Berset: Kostenanstieg führt zu höheren Prämien

Nach vier Jahren der relativen Stabilität werden die Krankenkassenprämien 2023 wieder beträchtlich steigen. Zurückzuführen ist dies hauptsächlich auf die Covid-19-Mehrkosten.

, 27. September 2022 um 12:09
image
Gesundheitsminister Alain Berset. | Screenshot Bundesrat
Die mittlere Prämie wird im kommenden Jahr knapp 335 Franken betragen. Dies entspricht im Vergleich zu 2022 einem Anstieg um 6,6 Prozent. Die Prämie für Kinder steigt um 5,5 Prozent auf 105,00 Franken. In allen Kantonen müssen Prämienzahlende tiefer in die Tasche greifen: Am höchsten steigt sie im Kanton Neuenburg mit 9.5 Prozent, am wenigsten in Basel-Stadt mit 3.9 Prozent.
image
Screenshot BAG

Die Krankenkassenprämien widerspiegeln gemäss Bundesrat die Gesundheitskosten: Diese stiegen im ersten Corona-Jahr 2021 um 4,5 Prozent und der Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2022 fort. Im Sommer wurde die offizielle Kostenentwicklung aufgrund von Fehlern in den Meldungen einiger Krankenversicherer nach unten korrigiert. Seit 2018 beträgt der Anstieg durchschnittlich 1,5 Prozent, gegenüber 3,8 Prozent in den fünf Jahren davor.

«Ziemlich starker Nachholeffekt»

Der starke Anstieg ist gemäss Alain Berset vor allem auf direkte und indirekte Kosten der Covid-19-Pandemie zurückzuführen. Unter anderem haben die Corona-Impfungen 250 Millionen Franken gekostet. Die Mehrkosten wurden zwar vom Bundesrat im Juni 2021 festgestellt, aber von Versicherern und Bund letztes Jahr nicht einkalkuliert. Hinzu kommt ein ziemlich starker Nachholeffekt, wie der Gesundheitsminister an der Medienkonferenz am Dienstag erklärte.
Es habe sich zudem gezeigt, dass die in den Jahren 2021 und 2022 gezahlten Prämien nicht kostendeckend waren. Gemäss den gesetzlichen Vorgaben sei ein Nachholprozess im Jahr 2023 nun «zwingend» erforderlich.

Reserven sinken

Der Handlungsspielraum bezüglich Reserven der Versicherer sei in diesem Jahr darüber hinaus kleiner gewesen, so Berset weiter. Als Gründe werden die sich aktuell fortsetzenden Verluste an den Finanzmärkten sowie die höheren Kosten genannt. Diese hätten die Reserven verringert und die Solvenz der Versicherer beeinträchtigt.
  • versicherer
  • gesundheitskosten
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Krankenkassen bleiben nicht auf «rekordhohen Schulden» sitzen

Trotz Schlagzeilen über hohe Schulden bei den Krankenkassen: Die Versicherer merken wenig oder gar nichts.

image
Gastbeitrag von Beat Walti

Für eine echt freie Spitalwahl – auch für die Zusatzversicherten

Regelmässig bleibt es Zusatzversicherten versagt, sich in allen Spitälern behandeln lassen – trotz einer Police, die dies suggeriert. Doch es gäbe Möglichkeiten, damit man auch in fortgeschrittenem Alter den Versicherer wechseln kann.

image

Helsana-Präsident Thomas D. Szucs tritt in einem Jahr zurück

Dann wird er insgesamt 15 Jahre an der Spitze der grössten Schweizer Krankenversicherung gewesen sein.

image

«Kein Mensch will Rationierungen»

Für Santésuisse-Präsident Martin Landolt würde die Kostenbremse-Initiative nicht zu Qualitätsverlust führen. Solange die Bundespolitik ihre Hausaufgaben macht.

image

«Die Spitäler sind selber schuld»

Santésuisse-Präsident Martin Landolt über defizitäre Spitäler, den Tardoc-Streit, ambulante Pauschalen und unnatürliche Kooperationen.

image

KPT will nur noch einen Krankenkassenverband

Nach ihrem Austritt aus Curafutura will die KPT nicht zur Konkurrenz Santésuisse. Sondern einen einzigen Verband.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.