Der Arzt als App-Entwickler

2015 wurden drei Milliarden Gesundheits-Apps heruntergeladen. Die Angebote werden immer professioneller: Fast alle Apps sind unter Mitwirkung von Ärzten entstanden.

, 7. Januar 2016 um 05:00
image
  • e-health
  • studie
  • praxis
  • trends
Der Markt für Gesundheits-Apps legt jährlich um rund ein Drittel zu: 2015 wurden 3 Milliarden Anwendungen heruntergeladen, dies nach 2,3 Milliarden im Jahr 2014 und 1,7 Milliarden im Jahr 2013. Diese Zahlen hat das Berliner Marktforschungsinstitut Research2Guidance in seiner nach eigenen Angaben grösste Studie über mobile Health ermittelt. 

103'000 neue Apps in einem Jahr

Allein 2015 wurden 103'000 Gesundheits-Apps publiziert. Die meisten finden sich auf den Plattformen Google Play und dem Apple App Store. Jede 20. App, die im Apple App Store runtergeladen wird, kommt aus den Bereichen Gesundheit, Fitness und Medizin. 
So viele Apps es gibt, so gering ist die Durchschlagskraft der meisten. Nur sechs Prozent erreichen bis zu 100'000 Anwender, 21 Prozent kamen auf bis zu 10'000 Nutzer, und die grosse Mehrheit verzeichnet gerade einmal bis zu 5'000 Downloads. 

Mediziner als App-Autoren

Das Angebot wird immer professioneller. Fast alle Anbieter erarbeiten ihre Apps in Zusammenarbeit mit Ärzten. Erstmals hatten über die Hälfte der App-Entwickler sogar einen Arzt im Kernteam. App-Anbieter, die gar nicht auf die Dienste von Ärzte vertrauen, gibt es praktisch keine mehr. Ihr Anteil ist von elf auf drei Prozent gesunken. 

Ein Feld für Altruisten

Für die Mehrheit der Unternehmen besteht die Motivation darin, Menschen helfen zu wollen. Gemäss Studie ist dieses altruistische Denken einzigartig im App-Markt. «Mobile Health ist ein Feld für Altruisten», heisst es. Zu den Zielen gehört es aber auch, Produkte und Dienstleistungen zu verkaufen sowie Reputation und Markenwert zu erhöhen.   

Pharma- und Medtechfirmen steigen ein

Einen deutlichen Zuwachs bei den Anbietern ist im Bereich der pharmazeutischen Industrie zu verzeichnen. Deren Anteil erhöhte sich von drei auf fünf Prozent. Auch der Anteil der Medizintechnikfirmen ist gestiegen.

Zielgruppe Spitäler

Hauptzielgruppe der App-Entwickler sind chronisch kranke Menschen. Die zweitwichtigste Zielgruppe sind Spitäler, die laut Studie immer wichtiger werden. An dritter Stelle folgen Ärzte. 
Abgesehen von den Apotheken werden die Apps gemäss der Analyse einen grossen Einfluss auf alle Akteure im Gesundheitswesen haben. Am stärksten wird sich die Beziehung zwischen Arzt und Patient verändern, etwa wenn es um die Diagnose oder die Vereinbarung von Terminen geht.
Zur Studie: «mHealth App Developer Economics 2015 - The current status and trends of the mHealth app market» / research2guidance
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

In der Schweiz leben die Menschen länger – aber kränker

Bei der Lebenserwartung schneidet die Schweiz gut ab. Aber: Besonders Schweizer Frauen erleben die Zusatzjahre bei schlechter Gesundheit.

image

Es braucht mehr Ärzte, die vom Land kommen

Wie bringt man mehr Hausärzte in ländliche Regionen? Ganz einfach: Indem man Menschen zu Ärzten macht, die in einem Dorf aufgewachsen sind. Oder Menschen, die dort ein Praktikum absolvierten.

image

Die Leute glauben Dr. Google. Aber Dr. KI trauen Sie nicht über den Weg.

Greifen Ärzte auf Künstliche Intelligenz zurück, so stösst dies bei den Patienten auf Widerstand.

image

Ärztemangel: Praxisgruppe Südland gibt auf

Ob auf dem Land, ob in der Grossstadt: Das Beispiel zeigt, wie sehr die Personalnot den Hausarzt-Praxen die Luft nimmt.

image
Gastbeitrag von Sarah Wyss

Ein Urteil, das uns alle teuer zu stehen kommt

Das Bundesgerichts-Urteil zur Sonder-Entschädigung für Notfall-Praxen ist weder im Sinne der Kosteneffizienz noch der Versorgungssicherheit: Eine Einschätzung von Nationalrätin Sarah Wyss.

image

Ein Schuss ins Knie – oder endlich Fairplay?

Die einen befürchten eine Schwächung der Hausarzt-Medizin und vollere Notfallstationen, die anderen sehen einen Sieg für die Prämienzahler: Reaktionen aufs Bundesgerichts-Urteil zur Zusatz-Honorierung in Permanencen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.