FDP will eine «vierte Säule» im Gesundheitssystem

Nicht ganz neu, aber brisant: In einem Positionspapier fordert die FDP für die Schweiz ein ähnliches Gesundheitsprogramm wie in Singapur.

, 6. November 2018 um 08:25
image
  • politik
  • gesundheitskosten
  • medisave
Das singapurische Modell Medisave ist bei liberalen Kräften äusserst beliebt. So erstaunt es nicht, dass die FDP das Programm aus den 80er-Jahren des Stadtstaats wieder auf das gesundheitspolitische Parkett bringt. 
In einem Papier skizziert die Partei eine Palette an Forderungen: Unter anderem sollen künftig laufende Kosten und der Aufwand für harmlosere Erkrankungen oder kurze Spitalaufenthalte aus einem Gesundheitskonto bezahlt werden. Die Beiträge des individuellen und freiwilligen  Kontos – ähnlich wie die 3. Säule – sollen steuerlich absetzbar sein.

Alternative zur Umverteilung

Mit diesem Modell müssten die Patienten Bagatellfälle selber bezahlen. Für schwere Eingriffe, chronische Krankheiten oder Bedürftige würde es eine obligatorische Versicherung «für Grossrisiken» geben. «Wir müssen das Kostenwachstum nachhaltig dämpfen – auch mit neuen Finanzierungsinstrumenten», sagt FDP-Nationalrat Philippe Nantermod der Zeitung «Blick».
So würde die obligatorische Krankenversicherung auf ein Minimum zurückgefahren. Und dann würden laut der FDP auch die Prämien sinken. «Das Gesundheitskonto ist damit eine echte Alternative zur heutigen Umverteilung, die auf dem Umlageverfahren basiert», erklärt Partei-Vize Nantermod der Zeitung. 

Leistungen im Ausland beziehen 

Die FDP bringt im Papier auch gleich weitere Vorschläge: So will die Partei das Territorialprinzip im Gesundheitswesen lockern. Dieses soll für medizinisches Material, Arzneimittel, Pflegeleistungen oder Rehabilitation gestaffelt und probeweise aufgehoben werden. 
Zudem schlägt die Partie auch neue Rabatt-Modelle vor: Versicherte könnten etwa bei der Spital- und Arztwahl stärkere Einschränkungen zulassen, um höhere Rabatte zu erhalten. Auch höhere Franchisen als die heutigen maximal 2'500 Franken sollen nach Ansicht der FDP möglich sein.

So funktioniert das 3M-System in Singapur

In Singapur muss jeder Bürger 7 bis 9.5 Prozent seines Lohnes oder Einkommens in ein individuelles Gesundheitssparkonto einzahlen – je nach Alter. Die Beiträge sind kapitalisiert und werfen Zinserträge ab. Das Konto kann für bedeutende Ausgaben wie Spitalaufenthalte, Kosten für Eingriffe oder Pflege chronisch kranker Patienten oder auch eines nahen Verwandten verwendet werden. Medisave wird seit 1990 durch einen freiwilligen Hochrisikoversicherungsplan namens Medishield ergänzt.  Zudem führte die Regierung eine subsidiäre Säule des Gesundheitssystems für bedürftigkeitsorientierte Patienten ein (Medifund). 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

image

Forschung muss Frauen und Alte mehr berücksichtigen

Der Bund regelt die Forschung an Menschen stärker. Künftig sollen mehr Frauen und Alte teilnehmen.

image
Gastbeitrag von Bettina Balmer, Fabian Kraxner und Belinda Nazan Walpoth

Und jetzt: Digitalisierung, Ambulantisierung, weniger Bürokratie

Die Kostenbremse-Initiative ist zurecht gescheitert. Sie bot kein konkretes Rezept, um die Gesundheitsausgaben zu bremsen.

image

Braucht es ein Bundesgesetz über die Gesundheit?

Ja, findet die Akademie der Medizinischen Wissenschaften – und formuliert gleich einen Vorschlag: So sähen ihre Paragraphen aus.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.