Gender-Klischee: Doch kein Marathon-Rekord für Pflegefachfrau

Eine Pflegefachfrau aus Grossbritannien lief den London Marathon in ihrer Dienstkleidung in Rekordzeit. Doch das Guinness-Buch lehnt den Rekord ab.

, 6. Mai 2019 um 07:34
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Jessica Anderson. | Instagram
Drei Stunden, acht Minuten und 22 Sekunden. In dieser Zeit lief die Pflegefachfrau Jessica Anderson Ende April den bekannten London Marathon. Und zwar in ihrer NHS-Arbeitskleidung, die sie bei der Arbeit im Royal London Spital trägt.
Damit wollte Anderson einen etwas kuriosen Weltrekord knacken: als schnellste Pflegeperson in Uniform im Guinness-Buch der Weltrekorde eingehen. Und tatsächlich gelang es ihr, die Strecke eine halbe Minute schneller zu bewältigen als die bisherige Titelträgerin. 

Kleid und Haube fehlte

Doch das Guinness-Buch will den Lauf als schnellste Pflegefachfrau nicht anerkennen. Der Grund: Sie trug ein blaues Oberteil und eine blaue Hose. 
Dem Guiness-Buch zufolge besteht eine «Krankenschwester-Uniform» aber aus einem weissen oder blauen Kleid, einer Schürze und einer traditionellen Haube. Laut Guiness-Buch ähnele Andersons  Kleidung zu sehr der eines Arztes. 

Fördert alte Geschlechterklischees

Dem Magazin «Runners World» gegenüber zeigte sich Anderson ziemlich erstaunt: Sie habe zwar Kolleginnen, die Kleider trügen, die meisten trügen aber Hosen. Es wäre schön, wenn die Organisation ihre Kriterien überarbeiten würde, anstatt alte Geschlechterklischees zu fördern, sagte die Pflegefachfrau.
Nachdem Medien auf der ganzen Welt über den Fall berichtet haben, hat das Guinness-Buch der Rekorde nun zugesagt, die Kleider- und Kostümregeln zu überprüfen.
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