Ärzteeinkommen: Kommission nimmt sich dem Thema an

Die Gesundheitskommission des Ständerates will sich die neue Einkommenserhebung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) wie auch jene des Bundesamtes für Statistik (BFS) vorstellen lassen.

, 8. November 2018 um 11:05
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Ende Oktober hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Zahlen zu den Ärzteeinkommen veröffentlicht. Die Erhebung aus dem BAG besagt: Ärzte erzielen über 60 Prozent mehr Einkommen als die Zahlen aus dem Bundesamt für Statistik (BFS) belegen. Das BFS kommt auf 154'414 Franken, das BAG auf 256'706 Franken. Die Studie vom Büro Bass wurde erstellt, um die Ergebnisse bei künftigen Tarifgenehmigungen berücksichtigen zu können.
Krankenkassenverbände jubelten, Ärzte reagierten gereizt. Die Mediziner kritisieren unter anderem, aus der Bass-Studie sei nicht ersichtlich, wie hoch der Anteil des Einkommens aus Prämiengeldern sei. Oder die Einkommenszahlen seien veraltet und stammten aus dem Jahr 2014  – vor den Tarif­reduktionen durch den Bundesrat. In der Tat: Die Studie wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

«Die Debatte um die Ärzteeinkommen ist eskaliert»

Die immer heisser werdende Debatte ruft jetzt auch zunehmend die Politik auf den Plan. «Ich verstehe schlicht nicht, wieso zwei Bundesämter innerhalb weniger Monate zwei Studien erstellen und diese dann auch noch zu so unterschiedlichen Erkenntnissen kommen», sagte Joachim Eder der Zeitung «NZZ». Eder ist Präsident der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-S).
Der frühere Zuger FDP-Regierungsrat findet, die Debatte sei eskaliert, Ärzteschaft und Bundesbehörden würden sich gegenseitig mit Vorwürfen eindecken. «Das verunsichert Bevölkerung und Politik», so Joachim Eder gegenüber der Zeitung weiter. Er wolle wegkommen von der «selektiven Skandalisierung einzelner Ausreisser» und strebe stattdessen eine faktenbasierte und objektive Diskussion an.

Kommission nimmt sich dem Thema an

Die ständerätliche Kommission hat nun einen Vorschlag von Eder angenommen. Die Mitglieder werden sich an einer der nächsten Sitzungen vertieft über das Thema «Einkommen der Ärztinnen und Ärzte» informieren. Dabei will sich die SKG-S laut einer Medienmitteilung sowohl die Studie des BAG wie auch jene des Bundesamtes für Statistik (BFS) vorstellen lassen – und Vertreter der Ärzteschaft anhören. «All dies im Bemühen um eine möglichst breite und sachliche Diskussion.»

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