Deutschland: Schlimmer Verdacht in Geburtsklinik

Eine Spitalmitarbeiterin soll gezielt Blutproben von Neugeborenen manipuliert haben. Das Spital in Deutschland bestätigt die Vorfälle. Die Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei ermitteln.

, 29. Oktober 2021 um 06:00
image
Die Verantwortlichen des Spitals St. Elisabeth und St. Barbara in Deutschland müssen sich momentan in einer unschönen Angelegenheit erklären. In der Geburtsklinik des Spitals in der Grossstadt Halle hat eine Mitarbeiterin die Blutproben für das Neugeborenen-Screening manipuliert. 
Dabei habe die Frau mit Absicht nicht das Blut von Kindern, sondern von Erwachsenen ins Labor geschickt, wie die Klinikleitung an einer Pressekonferenz sagte. Bei diesen Screenings wird das Blut von Neugeborenen unter anderem auf Erbkrankheiten untersucht.

Über mehrere Jahre hinweg

Die Motive der inzwischen entlassenen Mitarbeiterin sind unklar. Es soll sich gemäss Medienberichten um eine Pflegekraft handeln. Sie arbeitete seit acht Jahren im Spital und war für die Blutproben von rund 800 Kindern verantwortlich. 
 «Wir müssen den Worst Case annehmen, dass diese Person über acht Jahre hinweg gefälscht hat», sagte der Ärztliche Direktor Hendrik Liedtke gegenüber den Medien (etwa hier). Die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt müssen dies nun klären. 

Spital muss 800 Familien anschreiben

Festgestellt wurden die Manipulationen durch ein neues Untersuchungsverfahren. Die Klinik wird gemäss Informationen auf der Webseite in den kommenden Tagen und Wochen nun Kontakt zu den betroffenen Familien aufnehmen und sofern möglich Nachuntersuchungen veranlassen.
Das Spital St. Elisabeth und St. Barbara ist mit rund 2'000 Geburten pro Jahr die grösste Geburtsklinik im Land Sachsen-Anhalt. Das Spital gehört zum Elisabeth Vinzenz Verbund, einer Gemeinschaft katholischer Spitäler. Dieser gehört deutschlandweit zu den grössten christlichen Trägerverbünden von Krankenhäusern und weiteren Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialwesen.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Cornelia Brüssow folgt auf Alexander Siebenhüner

Cornelia Brüssow wird neu Leitende Ärztin der Onkologie am Kantonsspital Schaffhausen.

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

Vom gleichen Autor

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.