Die Zahl der Anästhesie-Ärzte, die bis ins Jahr 2034 in den Ruhestand gehen, nimmt stetig zu. Dies zeigt ein Prognosemodell, erarbeitet von Ärzten um Guy Haller vom Unispital Genf (HUG). Über ein Viertel der Vollzeitjobs gehen dabei in den nächsten acht Jahren verloren, wie aus der Momentaufnahme hervorgeht.
Auch wenn bestehende Ausbildungsstellen vollständig besetzt sind, ist gemäss Hochrechnung nach 2022 mit einem allmählichen Defizit an Anästhesisten zu rechnen. Besonders gefährdet seien die Süd- und Ostkantone der Schweiz, die bereits stark auf ausländisches Anästhesiepersonal angewiesen sind.
Um den Mangel an Anästhesistinnen und Anästhesisten auszugleichen, wird die Schweiz wahrscheinlich seine Abhängigkeit von im Ausland ausgebildetem medizinischem Personal erhöhen. Denn der Bedarf an anästhesiologischer und chirurgischer Versorgung steigt gleichzeitig aufgrund der zunehmenden Grösse und Alterung der Schweizer Bevölkerung.
Mehrere Lösungsvorschläge
Die Studienautoren bringen auch Lösungsvorschläge in die Frage, wie dem wahrscheinlichen Anästhesie-Personalmangel begegnet werden kann. Dazu gehören etwa die aktive Förderung der Fachrichtung bei Medizinstudierenden, die Anhebung des Rentenalters und der Arbeitszeit oder die Verbesserung der interkantonalen Mobilität. Eine weitere Option könnte die Einführung von selbstständigen 'anaesthesia nurse practitioners' sein.
In der Schweiz gibt es rund 2'660 Ärzte, die Anästhesie praktizieren. Die Mehrheit ist gemäss Erhebung zwischen 35 und 55 Jahre alt, mit einem Durchschnittsalter von 45,2 Jahren. Der Frauenanteil beträgt knapp 45 Prozent und rund 77 Prozent verfügen über einen Schweizer Facharzttitel. Knapp 60 Prozent der Befragten arbeiteten Vollzeit. Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt dabei 50,8 Stunden pro Woche.
Über zwei Drittel der befragten Anästhesisten ist ferner Schweizer Herkunft. Etwa ein Drittel der Gesamtbelegschaft waren europäische Staatsangehörige, der Rest stammte aus nichteuropäischen Ländern. Unter den Europäern stellten Anästhesisten aus Deutschland mit über 70 Prozent die Mehrheit.