Depressionen: Bluttest ermöglicht erstmals personalisierte Therapie

Viele Patienten erhalten Antidepressiva, obschon sie gar nicht darauf ansprechen. Erstmals konnte nun ermittelt werden, welche Behandlung angezeigt ist.

, 7. Juni 2016 um 09:18
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Forscher des renommierten King's College London haben einen Bluttest entwickelt, der zuverlässig anzeigt, welche Patienten mit einer Depression auf gängige Antidepressiva ansprechen und welche nicht. Mit dem Test wird eine spezifische Entzündung im Blut gemessen. 
Diese Entdeckung könnte bahnbrechend sein für die Therapie von psychisch kranken Patienten, da sie erstmals eine individuell zugeschnittene Behandlung ermöglicht. «Die Studie bringt uns einen Schritt weiter hin zur personalisierten Behandlung von Depressionen in einem frühen Stadium», sagt die federführende Autorin Annamaria Cattaneo vom Insitute of Psychiatry, Psychology and Neurscience. Die Studie wurde im Fachjournal «International Journal of Neuropsychopharmacology» veröffentlicht. 

Prinzip «Trial and error»

Bis heute gehen Mediziner in der Regel bei der Behandlung mit der Methode «Versuch und Irrtum» vor, da im voraus nicht bekannt ist, welches Antidepressivum bei welchem Patienten wirkt. Folglich wird meist über Monate hinweg ein Medikament nach dem anderen oder auch eine Kombination verschiedener Präparate verschrieben. Dabei reagiert erfahrungsgemäss ein Drittel der Patienten gar nicht auf Antidepressiva. 
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Krankheiten. Weltweit sind laut World Health Organization (WHO) 350 Millionen Menschen davon betroffen. 

  • Zur Mitteilung des King's College: «Blood test to personalise depression treatment for the first time» 
  • Zur Originalstudie im «International Journal of Neuropsychopharmacology»

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