In den USA arbeitet die Mehrheit der Ärzte und Pflegenden trotz Erkrankung weiter - dies im vollen Bewusstsein um die Infektionsgefahren für Patienten, Angehörige und andere Mitarbeitende. Dies zeigt eine im
JAMA Pediatrics Journal veröffentlichte Studie.
Die Rückmeldungen von 280 Ärzten und 256 APCs (Advanced Practice Clinicians) eines grossen Kinderspitals in Philadelphia, Pennsylvania, rütteln auf:
- 95 Prozent glauben, dass Arbeit trotz Krankheit die Patienten einem Risiko aussetzt.
- 83 Prozent geben zu, im vergangenen Jahr mindestens einmal krank gearbeitet zu haben.
- Mehr als 9 Prozent bestätigen, im vergangenen Jahr mindestens fünfmal krank gearbeitet zu haben.
- Die häufigsten Krankheiten sind Atemwegserkrankungen (56 Prozent), Diarrhö (30 Prozent) und Fieber (16 Prozent).
- Kollegen nicht hängen lassen: 99 Prozent.
- Patienten nicht hängen lassen: 92 Prozent.
Die Studie kommt zum Schluss, dass beide Berufsgruppen oft erkrankt arbeiten, obwohl sie wissen, dass sie mit dieser Wahl die Patienten einem Risiko aussetzen. Die Entscheidung, trotz Krankheit zu arbeiten, stützt sich auf die Systemzugehörigkeit und soziokulturelle Faktoren. Gefordert sind Interventionen, um die Häufigkeit dieser Vorfälle über Verhaltensänderungen zu reduzieren.
In der Schweiz ist der Druck kleiner
Wie ist die Lage in der Schweizer Spitallandschaft? Wie die
NZZ berichtete, gehen auch hier viele Ärzte krank zur Arbeit. Manuel Battegay, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am
Universitätsspital Basel erklärte, dass die Gründe in der Schweiz kaum andere seien als in der JAMA Studie. Allerdings sei der Druck hier nicht so hoch wie in den USA und die Arbeitszeitregelungen und verbesserten Arbeitsprozesse machten die Situation besser.
Und Hugo Sax, Leiter Spitalhygiene am
UniversitätsSpital Zürich erklärte abschliessend, dass es auch schwierig sei, da der Kostendruck auf das Gesundheitswesen es nicht ermögliche, Personal einzustellen, welches lediglich einspringe, wenn Mitarbeiter erkranken.
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