Das Dilemma der kranken Ärzte

Obschon sie sich der Risiken bewusst sind, gehen die meisten Ärzte auch krank zur Arbeit. Dies zeigt eine aktuelle Studie aus den USA. In der Schweiz ist die Situation ähnlich.

, 16. Februar 2016 um 15:18
image
In den USA arbeitet die Mehrheit der Ärzte und Pflegenden trotz Erkrankung weiter - dies im vollen Bewusstsein um die Infektionsgefahren für Patienten, Angehörige und andere Mitarbeitende. Dies zeigt eine im JAMA Pediatrics Journal veröffentlichte Studie. 
Die Rückmeldungen von 280 Ärzten und 256 APCs (Advanced Practice Clinicians) eines grossen Kinderspitals in Philadelphia, Pennsylvania, rütteln auf:
  • 95 Prozent glauben, dass Arbeit trotz Krankheit die Patienten einem Risiko aussetzt.
  • 83 Prozent geben zu, im vergangenen Jahr mindestens einmal krank gearbeitet zu haben.
  • Mehr als 9 Prozent bestätigen, im vergangenen Jahr mindestens fünfmal krank gearbeitet zu haben.
  • Die häufigsten Krankheiten sind Atemwegserkrankungen (56 Prozent), Diarrhö (30 Prozent) und Fieber (16 Prozent).
  • Kollegen nicht hängen lassen: 99 Prozent.
  • Patienten nicht hängen lassen: 92 Prozent.
Die Studie kommt zum Schluss, dass beide Berufsgruppen oft erkrankt arbeiten, obwohl sie wissen, dass sie mit dieser Wahl die Patienten einem Risiko aussetzen. Die Entscheidung, trotz Krankheit zu arbeiten, stützt sich auf die Systemzugehörigkeit und soziokulturelle Faktoren. Gefordert sind Interventionen, um die Häufigkeit dieser Vorfälle über Verhaltensänderungen zu reduzieren.

In der Schweiz ist der Druck kleiner

Wie ist die Lage in der Schweizer Spitallandschaft?  Wie die NZZ berichtete, gehen auch hier viele Ärzte krank zur Arbeit. Manuel Battegay, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Basel erklärte, dass die Gründe in der Schweiz kaum andere seien als in der JAMA Studie. Allerdings sei der Druck hier nicht so hoch wie in den USA und die Arbeitszeitregelungen und verbesserten Arbeitsprozesse machten die Situation besser. 
Und Hugo Sax, Leiter Spitalhygiene am UniversitätsSpital Zürich erklärte abschliessend, dass es auch schwierig sei, da der Kostendruck auf das Gesundheitswesen es nicht ermögliche, Personal einzustellen, welches lediglich einspringe, wenn Mitarbeiter erkranken.
Mehr / Quellen:


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Für 5 Millionen: Privatklinik sucht Käufer

Die Ergolz-Klinik in Liestal soll nächstes Jahr in neue Hände kommen – zu einem «Symbolpreis», wie Gründer Tibor Somlo sagt.

image

GZO Spital Wetzikon erhält nochmals vier Monate Zeit

Das Gericht hat die provisorische Nachlassstundung verlängert – bis zum Jahresende.

image

Spital STS bekommt eine Co-Leitung

Interims-CEO Adrian Gehri verlässt die Spital Simmental-Thun-Saanenland AG. Der CEO wird weiterhin gesucht.

image

KSGL: Nur noch Ein- und Zweibett-Zimmer

Das Kantonsspital Glarus plant diverse Rochaden: So konzentriert es Bettenstationen, baut bei Akutgeriatrie und Palliative Care aus und verschafft sich neue Mieteinnahmen.

image

Gesucht: Zwei neue GL-Mitglieder fürs Spital Lachen

COO Marco Näf hat gekündigt. Und Thomas Bregenzer, Chefarzt Innere Medizin, geht nächstes Jahr in Pension.

image

Fall Maisano: Niklaus Oberholzer leitet die Task-Force

Der ehemalige Bundesrichter ist Strafrechts-Spezialist. Der Auftrag der Untersuchungskommission zu den Todesfällen in der USZ-Herzchirurgie wurde erweitert.

Vom gleichen Autor

image

Katar sucht 4000 Fachpersonen aus der Gesundheitsbranche

Die Gesundheits-Strategie 2022 des Emirats will die medizinische Versorgung massiv abbauen. Der Wüstenstaat will 4000 Fachpersonen aus aller Welt rekrutieren.

image

Swiss Medtech Award: Das sind die drei Finalisten

Drei Unternehmen zeigen den State of the Art: Es geht um präzisere Tumor-Operationen, um Trainingshilfen für Schlaganfall-Patienten – und um Operationen in den Tiefen des Auges.

image

«Beeindruckend hoch»: Jeder dritte Arzt steigt aus

Neue Daten machen es offensichtlich: Die Gesundheitsbranche kann ihr Personal nur schlecht halten. Viele steigen aus. Und die meisten wechseln dann den Beruf und die Branche.