Das Berner Inselspital operiert Hirntumore weltweit am sichersten

Ein in Bern entwickeltes Sicherheitskonzept zur Entfernung von Hirntumoren wurde jetzt auf dem Europäischen Neurochirurgie-Kongress in Madrid prämiert.

, 3. November 2015 um 16:00
image
  • onkologie
  • kanton bern
  • insel gruppe
  • forschung
Operationen nah am Bewegungszentren sind bei etwa jeder dritten Hirntumor-Operation nötig – und sie sind risikoreich. Denn es entsteht die Gefahr, dass eine motorische Bahn gestreift wird und der Patient danach an Arm oder Bein gelähmt bleibt. 
Um dies zu vermeiden, entwickelten Neurochirurgen am Inselspital 2014 ein neuartiges Sicherheitsinstrument, das Eingriffe im Grenzgebiet zu motorischen Bahnen oder Zentren erlaubt, ohne die Sicherheit der Operation zu gefährden.

Lähmungen deutlich seltener

Seither haben die Berner Neurochirurgen über 200 Patienten mit der Methode operiert, bei der eine Sonde akustisch darauf hinweist, wenn der Chirurg einer Bewegungsbahn zu nahe kommt. 
Bei einer Langzeitstudie, welche 182 der erwähnten Patienten berücksichtigte, zeigte sich, dass mit dem neuen Verfahren dauerhafte Lähmungen deutlich seltener wurden. So war die Rate der bleibende Bewegungseinschränkungen in Bern mit 3 Prozent eine der niedrigsten weltweit. 
Kathleen Seidel, Jürgen Beck, Philippe Schucht, Andreas Raabe: «Prospective study of continuous dynamic mapping of the corticospinal tract during surgery of motor eloquent inraaxial brain tumors», Department of Neurosurgery, Inselspital, Bern University Hospital, Bern, Switzerland.
Für ihre Präsentation dieser Ergebnisse erhielten Kathleen Seidel und Andreas Raabe nun am Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Neurochirurgie in Madrid den Preis für den besten Vortrag.
«Dieser Preis ehrt uns sehr, weil er die hervorragenden Ergebnisse der Hirntumorchirurgie in Bern mit unserer neuen Hybridsonde würdigt», sagt Andreas Raabe, der Direktor und Chefarzt der Berner Universitätsklinik für Neurochirurgie.

Mit Stromradar stimuliert

Das Operationsinstrument kann gleichzeitig das Tumorgewebe durch Absaugen entfernen und die motorischen Zentren mit einem Stromradar stimulieren, welcher anzeigt, in welcher Entfernung diese sich gerade befinden; dies wird den Ärzten mit akustischen Signalen mitgeteilt.
Die Berner Hybridsonde, die laufend eine Risiko-Karte erstellen kann, entwickelten die Spitalforscher in Zusammenarbeit mit der Firma Inomed aus Deutschland. Das Operationsinstrument ist neu von den Medizinbehörden zugelassen und soll bald auf der ganzen Welt eingesetzt werden.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Aargau will Med- und Health-Tech auf neues Niveau heben

Mit einem Projekt setzen das Kantonsspital Baden, die Stadt Baden und der Kanton Aargau neue Impulse für Innovationen in Medizin und Gesundheitstechnologie.

image

ETH bekämpft Blasenentzündungen mit Hilfe von Viren

Forschende der ETH Zürich entwickeln neuartige Phagentherapie gegen Antibiotika-Resistenzen bei Blasenentzündungen.

image

App verwandelt Smartphones in genaue Fiebermesser

Eine neue App liefert präzise Temperaturmessungen ohne zusätzliche Hardware. Die App nutzt versteckte Sensoren.

image

Neue Brustkrebs-OP-Technik sanfter und genauso wirksam

Eine Studie um Forschende des Basler Unispitals zeigt vielversprechende Ergebnisse für die Behandlungslandschaft bei Brustkrebs.

image

Studie zeigt alarmierende Rate von Fehldiagnosen

Schätzungen zufolge sterben in Amerika jährlich Hunderttausende von Menschen oder tragen bleibende Schäden davon, weil sie falsch diagnostiziert wurden.

image

Alzheimer-Medikament zeigt ermutigende Ergebnisse

Der Alzheimer-Wirkstoff Donanemab konnte den kognitiven Abbau um 35 Prozent verlangsamen, hat aber möglicherweise mehr Nebenwirkungen als Lecanemab.

Vom gleichen Autor

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.