Covid-Schaden in Milliardenhöhe: Spitäler machen Druck

Für den finanziellen Schaden in der Höhe von bis 2.6 Milliarden Franken muss am Montag eine Lösung gefunden werden. Dies fordert der Spitalverband H+.

, 28. August 2020 um 11:04
image
  • spital
  • hplus
Bis Ende 2020 soll der Covid-19-bedingte finanzielle Schaden für die Spitäler und Kliniken hochgerechnet zwischen 1.7 und 2.6 Milliarden Franken sein. Dies zeigt eine zweite Erhebung des Vereins Spitalbenchmark und der Beratungsfirma Pwc. Bis Ende Juni 2020 waren es 1.4 bis 1.8 Milliarden Franken. Ein erwarteter Aufholeffekt ist offenbar nicht erkennbar.
Der Schaden sei auf die Vorhalteleistungen der Spitäler zurückzuführen, schreibt der Spitalverband H+ in einer Mitteilung. Diese liessen sich im Sinne von «Opportunitätskosten» mittels Ertragsausfällen quantifizieren. Rund 67 bis 75 Prozent des Gesamtschadens sollen auf die Ertragsausfälle aufgrund des Behandlungs- und Operationsverbots entfallen. Der Rest sind Mehrkosten aufgrund der Corona-Pandemie.

Am Montag kommt es zum Showdown

Für den finanziellen Schaden in der Höhe von bis 2.6 Milliarden Franken muss eine Kompensation gefunden werden, fordert der Spitalverband H+: «Es braucht eine sofortige, adäquate und spitalbezogene Finanzierungsregelung, welche die jeweiligen Beteiligungen von Bund, Kantonen und Versicherern festlegt», sagt Direktorin Anne-Geneviève Bütikofer.
H+ fordert alle Akteure auf, tragfähige und adäquate Lösungen zu erarbeiten. Am Montag kommt es zwischen Bundesrat Berset und Vertretern von Leistungserbringern, Kantonen sowie Versicherern zu einem Treffen. Der Bundesrat lehnt es ab, sich an Entschädigungszahlungen zu beteiligen. Es gebe keinen konkreten Anlass, Entschädigungsverpflichtungen «auf Vorrat» zu schaffen. 
Wer übernimmt dann die Kosten? Die Versicherer stellen sich auf den Standpunkt, dass die Grundversicherung keine «Betriebsausfallversicherung» sei. Die Kassen könnten nicht für Behandlungen zahlen, die nie stattgefunden haben. Sie nehmen die Kantone als Eigentümer in die Pflicht. Die Formel dafür muss also noch gefunden werden.

Alles doch nicht so schlimm?

Von der Lösung, wie diese Vorhalteleistungen kompensiert werden, hängt laut Verband die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung ab, nicht zuletzt im Hinblick auf eine mögliche zweite Welle. Diesbezüglich erachtet es H+ als sinnvoll, den konkreten Zeitpunkt eines strikten Behandlungsverbots den Kantonsregierungen zu überlassen.
Die Zahlen der Grundversicherer für das erste Halbjahr zeigen allerdings auch, dass die finanziellen Auswirkungen geringer sind, als von den Leistungserbringern prognostiziert. Bei den Spitälern sind die Umsätze sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich praktisch gleich geblieben wie in der Vorjahresperiode. Als Begründung nennt der Versichererverband Santésuisse Nachholeffekte sowie die aufwendige Behandlung der hospitalisierten Corona-Patienten als Kompensation.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Stadtspital Zürich legt IT, Beschaffung und Betrieb zusammen

In der Folge gibt es auch zwei neue Mitglieder der Spitalleitung.

image

Psychiatrie-Zentrum Engadin / Südbünden zieht ins Spital Samedan

Die heutigen PDGR-Standorte in Samedan und St. Moritz werden aufgelöst.

image

Spital Samedan prüft Zusammenschluss mit Kantonsspital Graubünden

Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin untersucht zwei strategische Wege in eine nachhaltige Zukunft.

image

Kantonsspital Aarau: Mehr Betten im Neubau

Wegen einer «unverändert hohen Patientennachfrage» plant das KSA nun doch mehr Betten.

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.