Verhindert der Bund erfolgreiches Corona-Tracing?

Corona-App-Entwickler und Covid-Experte Marcel Salathé kritisiert neue Richtlinien das BAG: «Das macht epidemiologisch keinen Sinn».

, 15. Mai 2020 um 07:45
image
Diese Woche hat der Bundesrat die Verordnung verabschiedet, mit dem die Schweizer Corona-App getestet werden kann. Doch noch bevor der Bundesrat am 20. Mai die rechtlichen Grundlagen für den Regelbetrieb der App berät, ist eine Kontroverse entstanden. Dabei stehen für einmal nicht Bedenken bezüglich des Datenschutzes im Mittelpunkt. Am Anfang der Debatte steht die Benutzungsanleitung, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch veröffentlicht hat. 
Das BAG schreibt dort folgendes:
image
Speziell der Satz «Wenn Sie keine Symptome haben, können Sie arbeiten gehen.», sorgt für Irritationen. Schliesslich soll die App ja genau helfen Ansteckungen in jener Phase zu verhindern, in dem jemand noch keine Symptome zeigt.

Der Berater des Bundes ist unzufrieden

Mit seinen Anwendungsrichtlinien sorgt das BAG bei Marcel Salathé höchstpersönlich für Kopfschütteln. Der Virologie-Professor der ETH Lausanne ist die treibende Kraft hinter der App und in der Covid-Task-Force des Bundes Vorsitzender der Expertengruppe Digital epidemiology. «Das macht epidemiologisch keinen Sinn», sagt er. Er bezieht sich dabei auf folgende Aussage des BAG:
image
Salathé schreibt auf Twitter dazu: «Ich wünsche mir, dass Leute mit Kontakt zu Infizierten via App genau gleich behandelt werden wie im normalen Contact Tracing, einfach auf freiwilliger Basis. Ich hoffe, das wird noch geändert.» Sprich die Menschen müssten getestet werden und dann in quarantäne gehen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Luzern: Mehr Geld für die ärztliche Weiterbildung

7,65 Millionen Franken sollen zusätzlich in die Weiterbildung von Ärzten in den Spitälern der kantonalen Spitalliste fliessen.

image

Luzern will wieder eine Long-Covid-Anlaufstelle

Die Sprechstunde am Luzerner Kantonsspital wurde im Frühling geschlossen. Nun fordert die Gesundheitskommission ein überkantonales Angebot.

image

Psychiater schreibt den «Berset-Code»

Kein Krimi: In einer Woche erscheint ein Buch über den Ex-Gesundheitsminister Alain Berset. Der Psychiater Gregor Hasler hat es verfasst.

image

Ihre Ideen sind gefragt: Wie spart man 300 Millionen pro Jahr?

Beim ersten «Runden Tisch» des Gesundheitswesens setzten die Akteure ein Sparziel, das ab 2026 gelten soll. Dazu soll auch die Bevölkerung kreativ beitragen.

image

Pierre-Yves Maillard will den Krankenkassen die Beteiligung an Leistungserbringern verbieten

Der SP-Ständerat wittert eine ungute Doppelrolle der Krankenkassen.

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.