Corinna Corona will «Corona-Fällen» vorbeugen

Muss man sich wegen der Pandemie so gehässig streiten? Die Viren-Satirikerin Corinna Corona übt lieber, wie sie über die Festtage fruchtlose Corona-Diskussionen vermeidet.

, 8. Dezember 2021 um 07:00
image
  • coronavirus
  • trends
«Süsser die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit»: Das möchte man doch jetzt singen und Friede, Freude und Weihnachtswonne geniessen. Stattdessen sagt der Bundesrat: «Stille Nacht, heilige Nacht, die Kurve ist nicht abgeflacht.»
Da möchte ich doch unbedingt wenigstens beim kleinen Familienfest im engsten Kreis den Ball flach halten und auf keinen Fall Missstimmung aufkommen lassen. Das ist schnell passiert, kann ich Ihnen prophezeien. Da muss nur die Grossmutter im Apotheker-Heftli über «koronare Herzkrankheit» gelesen haben – und schon sind wir wider Willen mitten im Thema.
Mein Tipp: Schnell zum Geschenkli-Auspacken übergehen. Aber Vorsicht, wenn ein Handy dabei ist – jedenfalls, wenn es ein ganz schnelles ist, nämlich ein 5G-Handy. Denn dann sind wir schon fast bei den 3-G- und 2-G-Regeln. Und alle sind 1G-schnappt.
In solchen Situationen meldet sich dann oft mein witziger Bruder zur Auflockerung der Stimmung. Er würde den Arm um seinen Schwager legen und ihn grinsend fragen: «Weisst du eigentlich, woran man merkt, dass die Deutschen das Corona-Virus langsam ernst nehmen?» Soll ich zur Ablenkung ein Glas Wein umwerfen, damit mein Bruder nicht sagt: «Es werden die ersten Betten auf der Intensivstation mit Handtüchern reserviert»?
Aufgepasst: Jede Bemerkung kann zum Fettnäpfchen werden. Allerdings muss ich auch zugeben: Bemerkungen über die Kleider oder das Aussehen der anderen haben schon früher an weihnächtlichen Familienabend immer wieder zu unchristlichen Gifteleien geführt.
Aber dieses Jahr ist es umso wichtiger, Zurückhaltung zu üben. Um Himmelswillen vermeiden sollte man Hinweise auf kosmetische Bemühungen im Hinblick auf das Fest. Nicht auszudenken, was für Auswirkungen die entspannende Gesichtsmaske haben könnte, wenn jemand erzählt, dass er eine solche aufgetragen habe: Ziemlich unentspannende.
Sollte ich auf Hilfe von der unerschütterlich ruhigen Schwester zählen? Oder wird sie – logisch völlig korrekt – stoisch feststellen: «Eine Mehrheit der Impfgegner ist nur deshalb auf der Welt, weil ihre Vorfahren keine waren.» Und dann – historisch völlig korrekt - hinzufügen: «Denn sie mussten sich gegen die Pocken impfen lassen.»
Das könnte ja vielleicht so etwas wie ein Schlussstrich unter die Corona-Diskussionen sein. Wir könnten dann alle fröhlich lachen, wenn der schwerhörige Vättu beim Bewundern der neuen Küche statt Induktionsherd Infektionsherd verstehen würde.
Könnte es dann klappen mit dem friedlichen Fest ohne ansteckende Diskussionen? Gerne würde ich mich darauf freuen. Doch was passiert, wenn dann jemand am Tisch plötzlich niest? «Gesundheit! Hast du etwa Corona?»

Corinna Coronas Beiträge

Corinna Corona will nicht immer zu allem etwas zu sagen haben - schon gar nicht zu Corona. Deshalb schreibt sie auch keine regelmässige Kolumne. Sie wird sich wieder zu Wort melden, aber wohl erst wenn sie friedlich die Festtage genossen hat.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Luzern: Ende des Ärzte- und Pflegemangels in Sicht?

Im vergangenen Jahr wurden 10 Prozent mehr Bewilligungen für Gesundheitsberufe erteilt.

image

Erfolg für Jungunternehmen im Biotech- und Medtech-Bereich

Viele Start-Up-Unternehmen hatten letztes Jahr grosse Mühe, Investoren zu finden. Biotech und Medtech gehörten aber zu den Gewinnern.

image

Die Menschen fühlen sich so gesund wie vor Corona

Die Covid-Turbulenzen konnten der gesundheitlichen Selbstsicherheit von Herrn und Frau Schweizer wenig anhaben: Dies besagen neue Daten.

image

Immer mehr Pillen – und immer mehr Komplementär-Medizin

Der Gebrauch von Schmerzmitteln hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verdoppelt. Der Gebrauch von Physiotherapie ebenfalls. Und so weiter.

image

Erste Transplantation mit«DaVinci-Xi-System» am Kantonsspital St. Gallen

Erstmals wurde am KSSG die Niere eines Lebendspenders mit Hilfe chirurgischer Robotik entnommen.

image

Effizienz durch digitale Prozesse

Schwarzwald-Baar Klinikum meistert Hürden der Anbindung von HYDMedia an das LE-Portal

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.