Corinna Corona fragt sich: Gespritzt oder ungespritzt

Die Pandemie ist eine ernste Sache. Aber muss man sich deswegen so gehässig streiten? Die Viren-Satirikerin Corinna Corona erklärt lieber das Schweizerische Impfgeheimnis.

, 29. September 2021 um 15:12
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  • coronavirus
«Ich war mega schockiert», sagte Mountainbike-Olympiasiegerin Jolanda Neff (28) kürzlich dem «Blick». Sie sprach damit vielen Schweizerinnen und Schweizern aus dem Herzen. Auch sie sind mega schockiert - natürlich nicht, weil sie - wie Neff - einen dunklen Fleck auf ihrer Goldmedaille entdeckt haben. Sie sind wegen der Impffrage so aufgebracht. Oder besser gesagt: Mega schockiert.
Immer mehr Personen fragen nämlich ihre Mitmenschen, ob sie geimpft seien. Geht gar nicht, sagen sich viele. Das gehört sich einfach nicht. Seit Monaten versichern einem alle, dass das Impfen ein persönlicher Entscheid sei. Und dann fragen Leute, die man kaum kennt, einfach so ganz direkt und geradeaus, ob man geimpft sei. Ein Affront. Manche wollen sogar wissen, ob man Moderna oder Pfizer intus habe.
Das kommt der Frage gleich, ob man Vermögen habe und wenn ja: bei welcher Bank denn eigentlich. Nein, beim Geld, beim Abstimmen und beim Impfen ist fertig mit Offenheit. Da gilt das Geheimnis: Das Bankgeheimnis, das Wahlgeheimnis – und eben das Impfgeheimnis.
Aber blöd: Kaum zögert eine Person, die bloss ihr Impfgeheimnis wahren will, dann haken die neugierigen Frager gleich nach: «Also nicht geimpft.» Und schon ist das Ziel erreicht: Das Schweizerische Impfgeheimnis wird aufs Gröbste ausgehebelt.
Viele Befragte sehen sich nämlich dann richtiggehend dazu genötigt, ihr Impf-Coming-Out zu geben. Sie geben zum Beispiel entrüstet zur Antwort: «Natürlich geimpft. Zweimal Pfizer.» Oder sie erwidern stolz: «Ich bin ein Bio-Schweizer: Völlig ungespritzt.»

Corinna Coronas Beiträge

Corinna Corona will nicht immer zu allem etwas zu sagen haben - schon gar nicht zu Corona. Deshalb schreibt sie auch keine regelmässige Kolumne. Aber es wird wohl wieder mal einen Beitrag geben.
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