Vor drei Jahren haben der Ärzteverband FMH, der Krankenversichererverband Curafutura und die Medizinaltarif-Kommission UVG den neuen Tarif Tardoc
beim Bundesrat zur Genehmigung eingereicht. Seither wurde dieser neue ambulante Tarif drei Mal auf Geheiss des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) nachgebessert. Bislang jedoch ohne Erfolg. Die Ärzte fragen sich, ob Bersets Departement den Tardoc nicht haben möchte, weil er den Tarif lieber staatlich festlegen möchte?
Klar ist: Tardoc ist in der Branche umstritten. Der andere Krankenkassenverband Santésuisse sowie der Spitalverband Hplus verlangen Anpassungen und pochen auf die zeitgleiche Einführung mit ambulanten Pauschalen. Santésuisse befürchtet mit der Einführung von Tardoc weitere Kostensteigerungen. Am Mittwoch soll Gesundheitsminister Alain Berset seinen Kollegen nun empfohlen haben, Tardoc nicht zu genehmigen. Dies
schreibt die «Aargauer Zeitung» und stützt sich auf gut informierte Quellen.
Zwei Briefe in letzter Sekunde
Demnach hat der Bundesrat den Entscheid vertagt. Ein Grund dafür sei, dass sich die Spitäler zu bewegen scheinen, so die Zeitung weiter. Ihre Abneigung gegenüber Tardoc weiche zunehmend der Einsicht, dass der Tarif gar nicht so nachteilig sei. Die bislang ablehnende Haltung der Spitäler scheint nun ins Wanken zu geraten. Damit würde ein wichtiger Player wieder ins Boot kommen.
Zwei Briefe sollen zudem kurz vor der Bundesratssitzung den Ausschlag gegeben haben, den Entscheid zu vertagen, wie zudem
die NZZ berichtet. Ein Schreiben stamme vom Spitalverband Hplus, das andere vom Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg. Hplus fordere Verbesserungen und die Weiterentwicklung des Tardoc. Und Pierre Alain Schnegg sei im Auftrag des EDI daran, eine neue ambulante Tariforganisation aufzubauen. Schnegg habe im Brief darauf hingewiesen, was eine Ablehnung für das neue Tarifbüro bedeuten würde.
Parlament lädt Verbandsspitze ein
Die Entwickler von Tardoc warnen vor einem Scherbenhaufen, sollte der Bundesrat den Tarif tatsächlich ablehnen. Die Tarifpartnerschaft sei in Gefahr. Bundesrat Alain Berset wird dem Gesamtbundesrat nun offenbar eine neue Fassung vorlegen. Auch das Parlament habe jetzt reagiert und die Verbände, Alain Berset und das BAG am Donnerstag zu einer Anhörung in der Gesundheitskommission eingeladen. Der Streit geht nun in die nächste Runde.