Bund bewilligt Impfstoff von Johnson & Johnson

Die Schweiz hat bislang keine Impfdosen beim US-Hersteller Johnson & Johnson bestellt. Wie vermutet, bewilligt Swissmedic den vektorbasierten Impfstoff trotzdem.

, 22. März 2021 um 15:38
image
«Johnson & Johnson soll Zulassung erhalten», titelte Medinside am 1. März. Immerhin hatte der US-Hersteller im Dezember 2020 ein entsprechendes Bewilligungsgesuch eingereicht. Interessant: Für den Impfstoff gibt es bislang keinen Vertrag und deshalb auch keine bestellten Impfdosen vom Bund. 
Wie es nun in der aktuellen Medienmitteilung des BAG heisst, hat Swissmedic den vom Pharmakonzern Johnson & Johnson entwickelten Covid-19 Impfstoff «COVID-19 Vaccine Janssen» für Personen ab 18 Jahren befristet zugelassen. Damit ist nebst den mRNA-Impfstoffen von Pfizer/Biontech und Moderna ein weiterer Impfstoff in der Schweiz zugelassen. Das beratende externe Swissmedic Expertengremium HMEC (Human Medicines Expert Committee) habe an einer ausserordentlichen Sitzung den Entscheid gestützt.

Wirksam gegen Mutanten

Der auf einem menschlichen Adenovirus basierende Vektor-Impfstoff von Johnson & Johnson muss nur einmal verabreicht werden. Er basiert auf einem humanen Adenovirus (menschliches Schnupfenvirus), das den Bauplan der Spike-Proteine des Coronavirus SARS-CoV-2 enthält, auf deren Grundlage in den menschlichen Immunzellen die gewünschte Immunantwort gegen das Virus ausgelöst wird.
Die eingereichten Studiendaten sollen 14 Tage nach der Impfung in allen untersuchten Altersgruppen eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent (Altersgruppe 18 bis 64 Jahre) und 82,4 Prozent (65 Jahre und älter) zeigen. Schwere und kritische Verläufe der Covid-19 Krankheit sollen mit dieser Impfung (zu fast 85 Prozent) verhindert werden können. Ausserdem sei eine gute Wirkung bei den in Brasilien und Südafrika dominierenden Mutationen (SARS-CoV-2 Varianten) nachgewiesen worden. 

Milde Nebenwirkungen gemeldet

Die in den klinischen Studien am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen waren Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle oder Übelkeit. Die meisten Impfreaktionen traten innerhalb von 1 bis 2 Tagen nach der Impfung auf und waren von kurzer Dauer (1 bis 2 Tage).
Der Impfstoff kann bei -25 bis -15 Grad Celsius gefroren gelagert und tiefgekühlt oder aufgetaut bei 2  bis 8 Grad Celsius transportiert werden. Nach der Entnahme aus dem Gefrierschrank kann der ungeöffnete Impfstoff bis zu drei Monate im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Swissmedic habe auch dieses Zulassungsgesuch stark beschleunigt und im rollenden Verfahren geprüft. Resultate der fortlaufenden Studien und Antworten auf gestellte Fragen seien von der Firma laufend eingereicht und von Swissmedic begutachtet worden.

Was soll eine Zulassung ohne Bestellung?

Ob die Zulassung von Johnson & Johnson ein Wermutstropfen für den kritisch hinterfragten Vektor-Impfstoff von Astra Zeneca sein soll, steht in den Sternen. Laut einer US-Studie vom 22. März soll der britisch-schwedische Impfstoff nun doch sehr sicher sein, weshalb viele Länder den Impfstopp aufgehoben haben. Zudem drängt sich die Frage auf, weshalb ein Impfstoff in der Schweiz zugelassen wird, der noch nicht mal auf der Bestell-Liste steht. Die Liste finden Sie hier

Lesen Sie zum Thema:
Astra Zeneca: Immer mehr Länder verhängen ImpfstoppBund kauft weitere drei Millionen Impfdosen
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Monsieur Prix mag das Réseau de l’Arc

Preisüberwacher Stefan Meierhans schlägt vor, dass die Politik viel stärker auf grosse Gesundheitsnetze mit festen Budgets setzt.

image

Keine Zulassungserleichterung für Orphan Drugs

Eine schnellere Zulassung für Arzneimittel bei seltenen Krankheiten hätte laut dem Bundesrat hohe Kostenfolgen.

image

Kinder- und Jugendpsychiatrie: Nun soll's der Bundesrat richten

Der Nationalrat verlangt, dass der Bundesrat in die Kompetenz der Kantone und der Tarifpartner eingreift.

image

Forschung muss Frauen und Alte mehr berücksichtigen

Der Bund regelt die Forschung an Menschen stärker. Künftig sollen mehr Frauen und Alte teilnehmen.

image

Was kostet der Leistungsausbau? Keine Ahnung

Was sind die finanziellen Folgen des Leistungsausbaus in der Grundversicherung? Der Bundesrat will das nicht wissen.

image

Braucht es ein Bundesgesetz über die Gesundheit?

Ja, findet die Akademie der Medizinischen Wissenschaften – und formuliert gleich einen Vorschlag: So sähen ihre Paragraphen aus.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.