Aus Armut nicht zum Arzt

11 Prozent der Schweizer Bevölkerung gehen aus finanziellen Gründen nicht zum Arzt, wenn sie krank sind. Dies zeigt eine neue Studie.

, 25. Juni 2015 um 07:38
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Rund 11 Prozent der Bevölkerung gehen aus finanziellen Gründen nicht zum Arzt, wenn sie krank sind. Die von Hausärzten in der Romandie durchgeführte Untersuchung wird am 25. Juni 2015 in Luzern mit dem KHM-Forschungspreis (Kollegium für Hausarztmedizin) ausgezeichnet, der vom Generika-Unternehmen Mepha gestiftet wird. 
Mit der Einführung der obligatorischen Krankenversicherung im Jahr 1996 wurde beabsichtigt, die medizinische Grundversorgung der ganzen Bevölkerung unabhängig vom Einkommen sicherzustellen. Nun haben aber zwei Forscher aus Lausanne zusammen mit 47 Hausarztpraxen herausgefunden, dass rund 11 Prozent der 2000 befragten Patienten in den letzten 12 Monaten aus finanziellen Gründen auf medizinische Leistungen verzichtet haben. 

Ärzte überschätzen finanzielle Situation der Patienten

Einen möglichen Grund sehen die Studienverantwortlichen in der Tatsache, dass heute 580‘000 Menschen in der Schweiz unter der Armutsgrenze leben, also pro Monat weniger als 2'550 Franken verdienen. Gerade diese Personen versuchten mit höheren Franchisen und weniger Zusatzversicherungen, Prämien einzusparen. Die Studie hat aber auch gezeigt, dass selbst bei Befragten mit einem Einkommen von über 9000 Franken pro Monat finanzielle Gründe für denVerzicht auf eine ärztliche Konsultation ausschlaggebend waren. Gleichzeitig fand das Forscherteam heraus, dass Hausärzte die finanzielle Situation ihrer Patienten tendenziell überschätzten.
Der mit 30'000 Franken dotierte Forschungspreis wird zum 9. Mal von Mepha gestiftet. 
Medienmitteilung «Mepha stiftet Forschungspreis»
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