Hier treffen sich Ärzte illegal und werden dabei erwischt

Aufgeflogen: Trotz den geltenden Corona-Regeln treffen sich Ende Januar neun Ärztinnen und Ärzte nachts in einem Spitalgebäude des St. Galler Kantonsspitals – mit Konsequenzen.

, 9. März 2021 um 16:00
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Die Anweisungen des Bundesrates waren klar und deutlich: Maximal fünf Personen in geschlossen Räumen. Das hat die betroffenen Ärztinnen, Ärzte sowie Sekretariatsmitarbeitenden wohl nicht gross gekümmert: Wie aus den Strafbefehlen hervorgeht, flog Ende Januar um 2.06 Uhr in der Nacht im sechsten Stock eines St. Galler Spitalgebäudes eine private Veranstaltung des Gesundheitspersonals auf. Dies berichtet unter anderem die «Aargauer Zeitung».

450 Franken Busse

Vorbildlich ist diese Aktion nicht. Die Tatsache, dass Spitalangestellte teils mit hohen Rängen an ihrem Arbeitsort, an welchem sie seit einem Jahr aufgrund der Pandemie besonders gefordert und gefährdet sind, ein illegales Treffen organisieren, ist heikel. Auf frischer Tat ertappt, wurden die Anwesenden wegen Widerhandlung gegen das Epidemiengesetz gebüsst; 450 Schweizer Franken kostet der illegale Anlass pro Person. 

Oberarzt unter den Anwesenden

Laut Strafbefehlen handelt es sich um fünf Frauen und vier Männer zwischen 23 und 39 Jahre alt. Wie Recherchen der Aargauer Tageszeitung zeigen, waren acht der Gebüssten zum Zeitpunkt des privaten Anlasses an der Klinik für Hand-, Plastische- und Wiederherstellungschirurgie am KSSG und zwar als Oberarzt, als Assistenzärztinnen, als Assistenzärzte und als Sekretariatsmitarbeitende angestellt. Eine weitere Teilnehmerin sei bis Sommer 2020 ebenfalls an der Klinik angestellt gewesen, sie arbeite derzeit aber an einem Spital ausserhalb des Kantons St. Gallen.

Spital sieht von Sanktionen ab

Grund für das Treffen war die Verabschiedung zweier Arbeitskolleginnen. Das bestätigt der Vorgesetzte des Spitalpersonals. Es sei ein gemütliches Zusammensitzen in einem grossen Aufenthaltsraum eines Bürohauses des Kantonsspitals gewesen, wird er zitiert. Es habe nichts mit einer Party zu tun gehabt, relativiert er. Aufgeflogen ist die illegale Veranstaltung am KSSG, weil die Polizei in der Nachbarschaft wegen einer Party mit Musik und Alkohol im Einsatz war.
Das Gesundheitspersonal hat Glück im Unglück. Ihnen drohen trotz grosser Enttäuschung keine Sanktionen seitens der Spitalleitung. Die Betroffenen würden ihr Fehlverhalten bedauern, so der Mediensprecher Philipp Lutz. 
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