Oft wird die Überwachung des Bluteiweisses im Urin versäumt

Eine neue Studie der Universität Zürich (UZH) zeigt: Bei der Vorsorge und Behandlung von Nierenerkrankten in der Schweiz bestehen Schwachstellen.

, 8. November 2022 um 07:42
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Studienleiter Levy Jäger. | zvg
Experten gehen davon aus, dass zwei Drittel der nierenerkrankten Personen in der Schweiz keine Diagnose erhalten. Dies zeigt eine neue Studie der Universität Zürich (UZH). Oft versäumt werde die Überwachung des Bluteiweisses im Urin (Albuminurie) sowie die gezielte Untersuchung von Risikopatienten. Insbesondere die Versorgung von Frauen mit Chronic Kidney Disease (CKD) sei unbefriedigend.
«Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit von Aufklärungsmassnahmen», sagt Studienleiter Levy Jäger vom Institut für Hausarztmedizin der Uni Zürich. So könnten die identifizierten Schwachstellen in den Arztpraxen verringert werden, damit Früherkennung und Behandlung künftig optimal ineinander greifen. Informationsportale und Leitlinien versuchen die Aufklärung in der Öffentlichkeit voranzutreiben und Orientierungshilfen anzubieten.

Viel Einsparungspotenzial pro Jahr und Patient

Eine optimierte Früherkennung und Behandlung steigert die Lebensqualität der Betroffenen, sind sich Experten einig. Gleichzeitig würden die verbesserten Behandlungsstandards zu signifikanten Kosteneinsparungen zugunsten des Schweizer Gesundheitswesens beitragen. Schätzungen gehen von einem Einsparungspotenzial von 250'000 Franken pro Jahr und Dialysefall aus.
Eine frühzeitige Diagnose und Intervention sei entscheidend, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen, sagt auch Thomas Rosemann, Institutsdirektor Hausarztmedizin der Universität Zürich. Bereits heute seien verschiedene Test- und Behandlungsoptionen verfügbar. So könne beispielsweise Albuminurie präzise getestet werden. «Bei Patienten und Patientinnen, die ein erhöhtes Risiko für eine Nierenschädigung aufweisen, empfiehlt sich einmal jährlich die Nierenfunktion zu kontrollieren.»

Jeder zehnte Erwachsene betroffen

In der vom Pharmaunternehmen Astrazeneca unterstützten Studie wurden 14 Qualitätsindikatoren der CKD-Versorgung anhand elektronischer Patientendaten aus der Schweizer Allgemeinmedizin im Zeitraum von 2013 bis 2019 untersucht. Dabei wurden zwei Patientenkohorten von über 480 Allgemeinärzten definiert.
Eine Nierenerkrankung verschlimmert sich oft unbe­merkt. Durch eine gezielte Früherkennung und Behandlung kann eine Dialyse oder eine Nierentransplantation länger vermieden werden. In der Schweiz ist jeder zehnte Erwachsene betroffen. Die häufigsten Ursachen für CKD sind Diabetes, Bluthochdruck und Glomerulonephritis.

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